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Amanda Lear

Sie arbeitet als Model, ist die Muse von Salvador Dalí, Freundin von Rockern, Disco-Queen, Schauspielerin, Ikone des Swinging London, TV- und Hörfunkmoderatorin – Amanda Lear ist ein Multitalent und eines der signifikantesten Disco-Geschöpfe der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Ihre großen Hits “Follow Me”, “Blood & Honey” und “Queen Of Chinatown” zählen heute zu Klassikern

Amanda Lear kommt als Kind eines englisch-französischen Offiziers und einer chinesisch-russischen Mutter am 18. November 1939 in Hongkong zur Welt. Sie wächst zunächst in Schweizer Internaten, dann in Südfrankreich auf. Mit sechzehn Jahren beginnt sie in Paris – später in London – Malerei zu studieren. Aufgrund ihrer polyglotten Herkunft spricht Amanda Lear fließend Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch. Im London der sechziger Jahre genießt die Sängerin ausgiebig das Nachtleben und lernt Rockgrößen wie Brian Jones, David Bowie, Jimi Hendrix und Bryan Ferry kennen.

Amanda Lear wird als Model entdeckt und läuft schon bald für die Couturiers Paco Rabanne, Yves St. Laurent und Mary Quant über die Laufstege, auch kann man sie auf den Titeln von Modemagazinen sehen. Über das Platten-Cover von “For Your Pleasure” (1973) der britischen Band “Roxy Music” wird fast ebensoviel geschrieben wie über die Musik darin. Die Sängerin posiert darauf als unterkühlt-eiskalte Mischung aus transsexueller Domina und schwarzem Todesengel vor einer nächtlicher Großstadtkulisse in hautengem schwarzen Leder, ebensolchen Handschuhen und Stilettos, in aufreizend-gefährlicher Pose einen schwarzen Panther an der Leine haltend. Auch von Starfotografen wie Helmut Newton oder Antoine Giacomoni lässt sich die Sängerin kunstvoll fotografieren. Für das Männermagazin “Playboy” posiert sie nackt. In Charles Wilps legendärem Werbespot “Afri-Cola-Rausch” von 1968 spielt Amanda Lear neben Donna Summer und Marsha Hunt und vielen anderen Statisten mit. Anfang der siebziger Jahre erhält Amanda Lear erste kleinere Film- und TV-Auftritte.

Das Potential von Amanda Lears rauchig-heiserer Stimme erkennt dann David Bowie, mit dem die Sängerin 1976 eine mehrmonatige Beziehung führt. Er ist von Amanda Lears hyperrealer Künstlichkeit sehr angetan und überredet sie es mit dem Singen zu probieren. 1975 erscheint ihre erste Single, das Elvis-Presley-Cover “Trouble”. Größere Erfolge hat Amanda Lear dann mit diversen in Deutschland produzierten Disco-Titeln wie “Follow Me”, “Queen Of Chinatown” und “Blood & Honey”. Von 1976 bis 1984 verkauft Amanda Lear geschätzte vierzig Millionen Platten weltweit.

Nach dem Verebben der Disco-Welle werden auch ihre Erfolge weniger. Amanda Lear beginnt zu malen und etabliert sich als erfolgreiche Künstlerin. Nebenbei moderiert sie in Italien und Frankreich eigene Fernseh-Shows.

In tiefer Freundschaft mit dem Maler Salvador Dalí verbunden, gilt Amanda Lear jahrelang als dessen Muse. Im katalonischen Fischerdorf Cadaqués verbringt sie die Sommer an der Seite des Künstlers.

In den neunziger Jahren moderiert Amanda Lear im deutschen Privatfernsehen die Erotiksendung “Peep!”.

2007 wird Amanda Lear vom französischen Kulturminister in den Rang eines “Chevalier dans l’ordre national des Arts et des Lettres” erhoben.

Aufgrund ihres androgynen Äußeren und ihrer tiefen Stimme exisitiert das Gerücht, Amanda Lear sei als Mann geboren und habe sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen, was sie in den ersten Jahren nicht kommentiert, aber gut vermarktet. Später erklärt sie dies alles als Werbegag, um ihren Erfolg anzukurbeln. Die transsexuelle Romy Haag beschreibt in ihrer Biografie, dass sie Amanda Lear im berühmten Travestiecabaret “Caroussel Paris” kennengelernt und auch später in Berlin mit ihr im “Chez Romy” zusammengearbeitet hat. Amanda Lear kommentiert das nicht. Angeblich ist die Sängerin in Paris als Alain aka Peki aufgetreten und ihre Geschlechtsangleichung sei von Salvador Dalí finanziert worden.

Amanda Lear hat es immer virtuos verstanden, sich als geheimnisvolle Sphinx zu inszenieren, der Zeit und Fragen nichts anhaben können. Sie ist bekannt für ihre Spottlust und gibt gerne in der Öffentlichkeit ihre Meinung preis. Die Sängerin definiert sich gern als eine den Exzessen des Showbusiness kritisch gegenüberstehende Rebellin, ihre Angriffe auf die Vergötterung des Geldes gelten gleichermaßen einer Gesellschaft, die sie für unselbständig hält und die sich mit Tausenden von Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen umgibt.