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Romy Haag

Die bekannteste Transsexuelle Deutschlands ist Diva, Legende und Glitzergöttin und der Inbegriff von Glamour und Verruchtheit – Romy Haag revolutioniert in den siebziger Jahren das Berliner Nachtleben, sie spielt in etlichen Filmen mit, nimmt mehrere Platten auf, tritt in Fernseh-Shows auf und gilt heute als eine der letzten Legenden des alten West-Berlins

Romy Haag wird am 1. Januar 1951 als Edouard Frans Verbaarsschott im niederländischen Scheveningen geboren – sie ist die Tochter eines Plakatmalers und einer Verkäuferin. Schon unmittelbar nach der Geburt – bei der sie zunächst dem männlichen Geschlecht zugeordnet wird – gibt es Überlegungen, sie operieren zu lassen. Bereits als kleines Kind hat sie Brüste, wird als Außenseiterin gehänselt und unzähligen medizinischen Untersuchungen unterzogen. Da ihre Eltern der Situation nicht gewachsen sind, zieht sie mit dreizehn Jahren von zu Hause aus und beginnt in der Welt des Varieté und des Zirkus zu arbeiten. Im traditionsreichen Circus Strassburger führt Romy Haag zunächst als Clown durch die Kindermatineen, danach zieht sie mit einem Trapezkünstler nach Paris, wo sie im bekannten Pariser Nachtclub Alcazar als Schönheitstänzerin debütiert.

Von Paris aus zieht Romy Haag nach New York, wo sie ihre erste große Liebe – einen Berliner Straßenmusiker – kennenlernt und mit ihm nach Berlin geht. Da es im durchaus belebten Nachtleben der damals geteilten Stadt kein Cabaret gibt, das ihr gerecht wird, eröffnet sie 1974 im Berliner Stadtteil Schöneberg das Chez Romy Haag, mit dem sie das Nachtclubleben der siebziger Jahre revolutioniert. Erst ist der Club ein Geheimtip, doch schon bald reicht seine Bekanntheit weit über die Stadtgrenzen hinaus – Stars wie Udo Lindenberg, Bryan Ferry, Tina Turner, Freddie Mercury, Lou Reed und Mick Jagger geben sich hier die Klinke in die Hand. Mit David Bowie geht Romy Haag 1976 eine Beziehung ein – ihretwegen zieht der britische Sänger nach Berlin.

1977 erscheint Romy Haags erste Single „Liege-Samba“, für die Udo Lindenberg den Text und die Musik schreibt – mit ihm geht sie auch auf Tournee. Ein Jahr später entwickelt sich ihre Single „Superparadise“ zum internationalen Top-Hit. 1979 wird in der New Yorker „Profile Gallery“ eine Foto-Hommage über Romy Haag präsentiert und 1981 erscheint ihre erste LP mit dem Titel „So bin ich“, für die Klaus Hoffmann die Texte schreibt.

Nach neun erfolgreichen Jahren verkauft Romy Haag 1983 ihren Nachtclub und begibt sich wieder auf Entdeckungsreise um die Welt, mit dreiunddreißig Jahren unterzieht sie sich in der Schweiz einer geschlechtsangleichenden Operation. Zurück in Deutschland startet sie 1986 einen neuen Abschnitt in ihrer Karriere und tourt mit dem Programm „City In The Night“ durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und die USA.

Im Laufe ihrer Karriere spielt Romy Haag in sechsundzwanzig Filmen mit und veröffentlicht siebzehn stilistisch unterschiedliche Plattenproduktionen. In den neunziger Jahren hat sie im deutschen Fernsehen eine eigene Sendung – den „Hexenkessel“. Für ihre außergewöhnliche Bertolt-Brecht-Interpretation wird Romy Haag 1997 in New York mit dem „Jackie O. Music Award“ – einem bedeutenden Kritikerpreis – ausgezeichnet. 1997 wird sie auf der Berlinale mit einem Ehrenpreis für ihr filmisches Lebenswerk mit dem „Special Teddy Award“ ausgezeichnet – einen der Preise für Filme mit schwul-lesbischen Transgender-Hintergrund.

1999 erscheint die Autobiografie von Romy Haag – „Eine Frau und mehr“. Darin erzählt die Künstlerin ihre Geschichte mit ganz persönlichem Blick auf die Popkultur und die Gesellschaft. Sie erinnert sich nicht nur an ihre Showkarriere, sondern räumt schonungslos und ehrlich mit Klischees über sich und ihr Leben als Transsexuelle auf.

Romy Haag lebt in Berlin.