Sie ist die unbestrittene “Grande Dame“ des Theaters und zählt zu den großen deutschen Schauspielerinnen des vorigen Jahrhunderts – Elisabeth Flickenschildt verkörpert im Laufe ihrer Karriere Intrigantinnen, Kupplerinnen und Fürstinnen, sie fasziniert das Publikum mit ihrer dämonischen Darstellungskunst und verleiht mit ihrer kühlen Grandezza selbst anspruchslosen Edgar-Wallace-Filmen einen Hauch von hoher Schauspielkunst
Elisabeth Ida Marie Flickenschildt wird am 16. März 1905 als Tochter des Kapitäns Heinrich Friedrich August Flickenschildt im Hamburger Stadtteil Blankenese geboren, wo sie nach dem Abitur eine Ausbildung in einem Modebetrieb beginnt. Gegen den Willen ihres Vaters entschließt sie sich, Schauspielerin zu werden und bricht die Ausbildung ab. Sie besucht zunächst die Schauspielschule in Hamburg, wo sie unter anderem vom Schauspieler Robert Nhil ausgebildet wird – 1931 hat sie ihr erstes Bühnenengagement am Hamburger Schauspielhaus als Bäuerin Armgard in „Wilhelm Tell“.
1933 bewirbt sich Elisabeth Flickenschildt bei Otto Falckenberg an den Münchner Kammerspielen und gehört dort drei Jahre lang zum Ensemble. Anschließend geht sie nach Berlin, wo sie von 1937 bis 1945 am Deutschen Theater und am Staatstheater Berlin – zunächst bei Heinz Hilpert und ab 1941 bei Gustav Gründgens – auf der Bühne steht.
1936 heiratet Elisabeth Flickenschildt den Theaterwissenschaftler und Dramaturgen Rolf Badenhausen – die Ehe hält bis 1944. Sie gehört seit 1932 der NSDAP an und wird gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Adolf Hitlers „Gottbegnadeten-Liste“ der unersetzlichen Schauspieler aufgenommen. Während der NS-Zeit wird sie durch ihre Mitwirkung an diversen deutschen Filmproduktionen landesweit bekannt – man kann sie in „Der zerbrochene Krug“ (1937) mit Emil Jannings, in „Der Maulkorb“ (1938) neben Will Quadflieg, in „Robert Koch“ (1939), in „Trenck, der Pandur“ (1940) an der Seite von Hans Albers und Sybille Schmitz, in „Ewiger Rembrandt“ (1942) mit Gisela Uhlen und in „Romanze in Moll“ (1943) neben Marianne Hoppe sehen.
Aufgrund des Verdachts der Fälschung des Fragebogens zur Entnazifizierung wird Elisabeth Flickenschild nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig inhaftiert. Danach spielt sie weiterhin Theater – bevorzugt unter der Regie von Gustaf Gründgens ist sie in nahezu allen klassischen Theaterrollen zu sehen. Nach dem Tod von Gustaf Gründgens lehnt sie weitere feste Bühnenengagements ab und wechselt zunächst ins Filmfach, wo sie in weniger anspruchsvollen Filmen mitwirkt und auch Rollen in Fernsehproduktionen übernimmt.
1964 erhält Elisabeth Flickenschild für ihre Rolle in der deutsch-österreichischen Kinoproduktion „Das große Liebesspiel“ das „Filmband in Gold“ und 1967 wird ihr ein „Bambi“ verliehen. 1965 wird sie von der nordrhein-westfälischen Landesregierung mit einem Professorentitel geehrt, 1975 erhält sie das „Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland“.
Als große Tierfreundin betreibt Elisabeth Flickenschild in ihren letzten Lebensjahren erfolgreich Landwirtschaft – im oberbayerischen Hittenkirchen besitzt sie den Hof „Maria Rast“, wo sie als ausgezeichnete „Meisterbäuern“ bei der Aufzucht von Kühen und Pferden Bemerkenswertes leistet. Ihre Nachbarn sind stolz darauf, dass eine Schauspielerin unter ihnen lebt, die auch Kühe melken kann.
Mit dem Schauspieler und Intendanten Gustaf Gründgens verbindet Elisabeth Flickenschild eine tiefe Freundschaft – er ist einer der wenigen, dem sie ihre Homosexualität anvertraut.
1971 veröffentlicht Elisabeth Flickenschild ihre Autobiographie „Kind mit roten Haaren – Ein Leben wie ein Traum“ und 1974 den Roman „Pflaumen am Hut“.
Zu den letzten Arbeiten von Elisabeth Flickenschild zählen die Filme „Als Mutter streikte“ (1974), „Mitgift“ (1975) und „Die Nacht aus Gold“ (1976).
Elisabeth Flickenschildt stirbt mit zweiundsiebzig Jahren am 27. Oktober 1977 an den Folgen eines Autounfalls im niedersächsischen Guderhandviertel – ihre Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof in Hittenkirchen.