Mit seinen Calypso-Songs „Banana Boat Song“, „Matilda“ und „Island In The Sun“ verbindet man unweigerlich den lockeren Flair der Karibik – doch der Weg zum weltweit anerkannten Sänger, Schauspieler und politischen Aktivisten ist für Harry Belafonte nicht nur mühelos. Der charismatische Künstler und engagierte Freiheitskämpfer legt in den vergangenen sechs Jahrzehnten eine erstaunliche Karriere hin
Harry Belafonte wird am 1. März 1927 im New Yorker Stadtteil Harlem als Harold George Bellanfanti, jr. geboren. Der Sohn eines Matrosen aus Martinique und einer jamaikanischen Hilfsarbeiterin wächst dort im Schwarzenviertel auf und zieht 1935 mit seiner Mutter und seinen beiden älteren Brüdern in deren Heimatland Jamaika. Nach vier Jahren kehren sie nach New York zurück und Harry Belafonte besucht dort die George Washington High School. Während des Zweiten Weltkrieges gehört er der US-Navy an. 1945 sieht er im American Negro Theatre den Schauspieler Paul Robeson – fortan beschließt er sein Glück auf der Bühne und vor der Kamera zu suchen, sein Traum ist es den schwarzen „Hamlet“ zu spielen. Zusammen mit Tony Curtis, Walter Matthau und Marlon Brando besucht er den vom deutschen Regisseur Erwin Piscator geleiteten „Dramatic Workshop“ der New School For Social Research und jobbt nebenher als Fahrstuhlführer und Verkäufer.
Harry Belafontes Karriere als Schauspieler verläuft am Anfang nur schleppend, er spielt zunächst kleine Rollen am Theater – 1953 hat er dann am New Yorker Broadway seinen Durchbruch und im selben Jahr gibt er im Streifen „Bright Road“ sein Filmdebüt. Seine Rolle in Otto Premingers Film „Carmen Jones“ (1954) macht ihn dann über Nacht zum Star, danach kann man ihn in der Musicalversion von Georges Bizets Oper „Carmen“ sehen. Mit Songs wie „Banana Boat Song“, „Mathilda“ und „Island in the Sun“ etabliert sich Harry Belafonte in den folgenden Jahren als erfolgreicher und vielseitiger „Weltmusiker“. Bald erhält er eine eigene Fernsehshow, er bringt dem US-amerikanischen Publikum Stars wie Miriam Makeba und Nana Mouskouri sowie den noch unbekannten Bob Dylan nahe – mit seiner afroamerikanisch inspirierten Musik gelingt ihm die Überschreitung der damals noch wirkenden Rassentrennung im amerikanischen Fernsehen. Als „King Of Calypso“ stiegt Harry Belafonte bis zu Beginn der sechziger Jahre zu einem der berühmtesten afroamerikanischen Künstler auf, im Laufe seiner Karriere verkauft er hundertfünfzig Millionen Tonträger – damit können sich allenfalls noch Frank Sinatra oder Elvis Presley messen.
Bis ins neue Jahrtausend hinein kann man Harry Belafonte in zahlreichen Spielfilmen sehen – so spielt er in „Island In The Sun“ („Heiße Erde“, 1957) neben Joan Fontaine und Joan Collins, in „The World, The Flesh And The Devil“ („Die Welt, das Fleisch und der Teufel“, 1959) mit Mel Ferrer, in „Odds Against Tomorrow“ („Wenig Chancen für morgen“, 1959) neben Shelley Winters, in „The Angel Levine“ („Ein Engel namens Levin“, 1970), in „Buck And The Preacher“ („Der Weg der Verdammten“, 1972) mit Sidney Poitier, in „Uptown Saturday Night“ („Samstagnacht oben in der Stadt“, 1974) neben Bill Crosby, in „The Player“ (1992) mit Whoopi Goldberg, im Satire-Streifen „Pret-à-Porter“ (1995) neben Sophia Loren, Kim Basinger und Lauren Bacall, in „Kansas City“ (1996) an der Seite von Jennifer Jason Leigh, in „Jazz ’34“ (1996) und in „Bobby“ (2006) neben Helen Hunt und Anthony Hopkins.
An der Seite seiner Freunde Martin Luther King und Robert F. Kennedy wird Harry Belafonte in den sechziger Jahren zum Bürgerrechtler, nimmt am historischen „Marsch auf Washington“ teil und engagiert sich gegen Apartheid und den Vietnamkrieg. Er tritt auf Friedensdemonstrationen auf und setzt sich in der Zeit der griechischen Militärdiktatur für den verfolgten Komponisten Mikis Theodorakis ein – bis heute vertritt Harry Belafonte sozialistische Ideale. 1985 gehört er neben Michael Jackson, Lionel Richie und Quincy Jones zu den Initiatoren des Charity-Projekts „We Are The World“.
Für sein künstlerisches Schaffen sowie für sein vielfältiges soziales Engagement wird Harry Belafonte mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt. Für seine TV-Show „Tonight With Belafonte“ wird ihm 1960 als ersten Schwarzen ein „Emmy“ verliehen. Für seine Alben „Swing That Hammer“ (1965) und „An Evening with Makeba/Belafonte“ (1965) gewinnt er je einen „Grammy-Award“. 1982 erhält er den „Martin-Luther-King Preis“ und 1987 ernennt man ihn zum „Unicef-Botschafter des guten Willens“.
Harry Belafonte ist zweimal verheiratet und vierfacher Vater – aus seiner ersten Ehe hat er die Kinder Shari und Adrienne. Aus der zweiten Ehe mit der Tänzerin und Schauspielerin Julie Robinson-Belafonte gehen die Kinder David und Gina hervor.