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Joan Crawford

Sie ist der personifizierte Hollywoodstar und gehört heute zu den unsterblichen amerikanischen Leinwandgöttinnen – ihre fünfzig Jahre umfassende Karriere reicht von den Tagen der Stummfilmzeit bis in die Fernsehserien der siebziger Jahre. Die Wandlungsfähigkeit, die Disziplin und die Selbstbeherrschung von Joan Crawford sind legendär – sie startet in Rollen von Revuegirls und koketten Mädchen und stellt später mit Vorliebe Hausfrauen, Mütter, Prostituierte und Damen von Welt sowie Angehörige der Arbeiterschaft dar, die den gesellschaftlichen Aufstieg aus eigener Kraft schaffen und am Ende Glück und wahre Liebe finden

Joan Crawford kommt am 23. März 1905 als jüngstes der drei Kinder von Thomas E. LeSueur und Anna Bell Johnson im texanischen San Antonio als Lucille Fay LeSueur zur Welt. Der Vater verlässt die Familie unmittelbar nach ihrer Geburt und die Mutter zieht daraufhin mit den Kindern in den US-Bundesstaat Ohio. Die Kindheit der kleinen Lucille ist nach eigenen Angaben von Armut und emotionaler Vernachlässigung geprägt. Die Schauspielerin beschreibt ihre Mutter als antriebslose und flatterhafte Frau, ihren Vater trifft sie nur ein einziges Mal. Schwester Daisy LeSueur stirbt sehr jung und ihren älteren Bruder, den sie als faul beschreibt, finanziert sie in späteren Jahren.

Nach dem Besuch der Grundschule besucht Lucille zunächst die katholische St. Agnes Academy und später die Rockingham Academy. Am Stephens College in Missouri belegt sie dann unter anderem die Fächer Buchhaltung, Steno und Psychologie. Schon bald schlägt sie auf Anraten von Freunden die Laufbahn als Tänzerin ein und schließt sich einer Theatergruppe an. Sie erhält bald kleine Engagements in Chicago, Oklahoma City und Detroit, wo sie einem einflussreichen Produzenten auffällt, der sie 1924 für eine Revue an den New Yorker Broadway verpflichtet. Schon bald darauf unterschreibt die junge Frau ihren ersten Filmvertrag bei den neugegründeten MGM-Studios in Hollywood und gibt ihr Filmdebüt 1925 als Revuegirl im Drama „Pretty Ladies“.

„MGM“-Studiochef Louis B. Mayer persönlich kümmert sich um das Weiterkommen der Schauspielerin und ändert zunächst ihren Namen. Nach Durchführung eines Preisauschreibens bekommt Lucille Fay LeSueur den Künstlernamen Joan Crawford. Ihre erste größere Rolle spielt sie 1925 in dem Film „Sally, Irene And Mary“ neben Constance Bennett und Sally O’Neil. Joan Crawford spielt abwechselnd Haupt- und Nebenrollen in den unterschiedlichsten Genres. Erst mit dem Auftritt in „The Unknown“ (1927) überzeugt sie die Studioverantwortlichen, dass in ihr Potential steckt und 1928 feiert sie in der Rolle der Diana Medford in „Our Dancing Daughters“ ihren großen Durchbruch als Star. Sie verkörpert darin ein Flapper-Mädchen – Flapper sind unabhängige junge Frauen, die Lebenslust und eine gewisse Frivolität ausstrahlen und dabei das optimistische Lebensgefühl der „Roaring Twenties“ verkörpern.

1929 heiratet Joan Crawford den Schauspieler Douglas Fairbanks Jr. – die Ehe wird 1933 geschieden.

Nach der Umstellung zum Tonfilm, den Joan Crawford – im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen wie Pola Negri – ohne Blessuren übersteht, sieht man sie in „The Hollywood Revue“ (1929). Mit der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheit und den einhergehenden tiefgreifenden Änderungen in der Gesellschaft verlieren Musicals, Revuefilme und Salonkomödien an Popularität. Es etablierten sich neue Genres, wie Horror- und Gangsterfilme sowie sozialkritische Filme, das Rollenbild des sorglosen Flapper ist passé. Vor diesem Hintergrund wandelt sich ab 1930 das Image von Joan Crawford hin zur ambitionierten Frau, die ihre Lebensumstände aus eigener Kraft verbessern will. In „Possessed“ („Alles für Dein Glück“, 1931) spielt die Schauspielerin eine Fabrikarbeiterin, die sich in der Großstadt bis in die Spitzen der Gesellschaft schläft und die Geliebte eines Politikers, gespielt von Clark Gable, wird. Joan Crawford und Clark Gable werden eines der erfolgreichsten Leinwandpaare des Jahrzehnts – bis 1940 drehen sie insgesamt acht Filme zusammen.

Joan Crawford gehört nun neben Greta Garbo und Norma Shearer zu den populärsten und erfolgreichsten Schauspielerinnen der Zeit. Auch gilt sie als führende Stilikone und Trendsetterin. Kostspielige Garderobe und etliche Kostümwechsel sowie ständig neue Frisuren tragen dazu bei.

In „Grand Hotel“ („Menschen im Hotel“, 1932) stellt Joan Crawford neben Greta Garbo eine ambitionierte Sekretärin dar – Kritiker meinen, sie habe mit ihrer nuancierten Darstellung die beste Leistung des hochkarätigen Ensembles geliefert. 1932 spielt Joan Crawford in „Rain“ eine Prostituierte und 1933 in „Dancing Lady“ eine ambitionierte Tänzerin. Nach Verschärfung des strengen amerikanischen Zensurregeln kann man die Schauspielerin in den folgenden Jahren mehr in aufwändig produzierten Romanzen als in moralisch anrüchigen Melodramen sehen. Deren inhaltliche Anspruchslosigkeit schaden jedoch auf Dauer Joan Crawfords Ruf als ernstzunehmende Schauspielerin erheblich und ihre Anziehungskraft an den Kinokassen sinkt allmählich – bald wird sie als Kassengift bezeichnet. Erst mit einer kleineren Rolle einer Verkäuferin in „The Women“ (1939) kann Joan Crawford wieder einen Erfolg verzeichnen. Nach achtzehn Jahren der Zusammenarbeit wird dennoch ihr Filmvertrag mit „MGM“ in beiderseitigem Einvernehmen 1943 aufgelöst.

Ein spektakuläres Comeback mit der Titelrolle in „Mildred Pierce“ („Solange ein Herz schlägt“) gelingt Joan Crawford 1945. Für ihre Darstellung in dem tränenreichen Drama erhält sie als „Beste Hauptdarstellerin“ ihren einzigen „Oscar“. 1946 folgt die Scheidung von Schauspieler Philipp Terry, den sie 1943 heiratet. In „Possessed“ („Hemmungslose Liebe“, 1947) liefert Joan Crawford dann eine der besten Darstellungen ihrer langen Karriere.

Nach der Hochzeit mit dem Brause-Manager Alfred Steele, mit dem sie von 1955 bis zu seinem Tod 1959 verheiratet ist, zieht sich Joan Crawford 1957 aus dem Filmgeschäft zurück und widmet sich nun mit vollem Einsatz dem Getränkehersteller „Pepsi“. Auch nach dem Tod ihres Mannes setzt sie sich für die Interessen der Firma ein. 1962 gelingt ihr an der Seite von Bette Davis in „Whatever Happened To Baby Jane?“ („Was geschah wirklich mit Baby Jane?“) ein letztes Comeback. Nach einigen Gastauftritten in TV-Serien wie „Solo für O.N.K.E.L.“ oder „Die Leute von der Shiloh Ranch“ und kleineren Rollen in mittelmäßigen Hollywood-Produktionen zieht sich Joan Crawford 1974 dann endgültig aus dem Filmgeschäft zurück.

Joan Crawford, die keine eigenen Kinder bekommen kann, hat vier Adoptivkinder – Christina, Christopher sowie die Zwillinge Cynthia und Cathy. Im Buch „Mommy Dearest“ ihrer Adoptivtochter Christina Crawford kommt die Diva nicht gut weg – sie wird als egomane, emotionslose und harte Mutter beschrieben. Die Erinnerungen ihrer Tochter werden 1980 verfilmt, die Rolle der Joan Crawford spielt Faye Dunaway, über welche die Hollywood-Legende einst sagt: „Unter all den Schauspielerinnen hat nur Faye Dunaway das Talent, die Klasse und den Mut, den man braucht, ein großer Star zu werden.““

Joan Crawford stirbt am 10. Mai 1977 in New York City an den Folgen einer Krebserkrankung – ihre Urne wird im Ferncliff Mausoleum in Hartsdale im US-Bundesstaat New York beigesetzt.