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Margit Carstensen

Als erstklassige Theaterschauspielerin steht Margit Carstensen auf zahlreichen deutschsprachigen Bühnen, bevor sie Rainer Werner Fassbinder kennenlernt, in dessen Filmen sie prägnante Rollen übernimmt. Die vielseitige Charakterdarstellerin spielt in etlichen Film- und Theaterproduktionen mit großer Hingabe nervöse und widersprüchliche Frauenfiguren

Margit Carstensen wird am 29. Februar 1940 als Tochter eines Arztes in Kiel geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbringt sie in ihrer Geburtsstadt und nach dem Abitur lässt sie sich an der „Staatlichen Hochschule für Musik“ in Hamburg zur Schauspielerin ausbilden. Ihr Bühnendebüt gibt sie in Kleve, weitere Stationen sind Heilbronn, Münster und Braunschweig. Vier Jahre gehört sie zum festen Ensemble des Hamburger Schauspielhauses, dann wechselt sie nach Bremen, wo sie 1969 den Regisseur Rainer Werner Fassbinder kennenlernt. Unter seiner Regie entstehen bedeutende Theater- und Filmproduktionen, welche die Schauspielerin bundesweit bekannt machen.

In „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972) übernimmt Margit Carstensen neben Hanna Schygulla, Eva Mattes und Irm Hermann die Titelrolle, man kann sie in „Martha“ (1974) mit Karlheinz Böhm sehen, in „Angst vor der Angst“ neben Brigitte Mira (1975), in „Mutter Küsters Fahrt zum Himmel“ (1975), in „Satansbraten“ (1976) mit Kurt Raab, in „Chinesisches Roulette“ (1976) und in „Die dritte Generation“ (1979) neben Hark Bohm. Auch in der hochgelobten Fernsehproduktion „Berlin Alexanderplatz“ (1980) von Rainer Werner Fassbinder steht sie vor der Kamera. Dazwischen liegen vereinzelte Kinoproduktionen mit anderen Regisseuren, so der Horrorthriller „Zärtlichkeit der Wölfe“ (1973) und die Farce „Adolf und Marlene“ (1977).

Nach dem Tod von Rainer Werner Fassbinder spielt Margit Carstensen noch in einigen Kinoproduktionen mit, konzentriert sich dann aber wieder auf ihre Theaterarbeit. Sie spielt in Peter Zadeks „Die Wilden Fünfziger“ (1983) und in Agnieszka Hollands Kriegsdrama „Bittere Ernte“ (1986) mit Armin Mueller-Stahl. Eine enge Zusammenarbeit entwickelt sich mit dem Avantgarde-Regisseur Christoph Schlingensief, für den sie in seinem Hitler-Film „100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker“ (1989) als Martha Goebbels vor der Kamera steht, auch übernimmt sie die weibliche Hauptrolle in „Terror 2000 – Intensivstation Deutschland“ (1992).

Auch für internationale Produktionen wird Margit Carstensen mehrfach gebucht – im polnischen Spielfilm „Possession“ (1981) spielt sie an der Seite von Isabelle Adjani, Sam Neill und Heinz Bennent

Mit dem Theater- und Filmregisseur Leander Haußmann entsteht in den neunziger Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit, die Schauspielerin folgt ihm 1995 an das Bochumer Schauspielhaus. Hier beeindruckt Margit Carstensen in Ibsens „John Gabriel Borkman“ als Gunhild. Sie tritt in „Der Narr und seine Frau heute Abend in Pancomedia“ von Botho Strauß auf, auch kann man in vielen anderen erfolgreichen Bochumer Inszenierungen auf der Bühne sehen, so als Martha Brewster in „Arsen und Spitzenhäubchen“ und als Frl. Doktor Mathilde von Zahnd in Dürrenmatts „Die Physiker“. Im neuen Jahrzehnt ist die Schauspielerin am Wiener Burgtheater in Elfriede Jelineks Stück „Bambiland“ zu sehen. Zuletzt steht Margit Carstensen am „Bochumer Schauspielhaus“ in Roland Schimmelpfennigs „Der elfte Gesang“ auf der Bühne.

In der letzten Zeit steht Margit Carstensen verstärkt für jüngere Regisseure vor der Filmkamera, wie in „Gesches Gift“ (1997), in „Feuerreiter“ (1998) und in der DDR-Posse „Sonnenallee“ von Leander Haußmann, wo sie als verhärmte Schulleiterin zu sehen ist. Auch spielt sie in Oskar Roehlers Familiengeschichte „Agnes und seine Brüder“ (2004), in Detlev Bucks Kinderfilm „Hände weg von Mississippi“ (2007) und neben Corinna Harfouch in „Finsterworld“ (2013) mit.

Margit Carstensen wird im Laufe ihrer Karriere mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Filmband in Gold“ für ihre Darstellung in „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“. 1973 wird sie von der deutschen Filmkritik zur besten Schauspielerin des Jahres gewählt und 2002 erhält sie den „Bayerischen Filmpreis“.