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Kurt Raab

Als rechte Hand von Rainer Werner Fassbinder ist er für zahlreiche Werke des legendären Regisseurs mitverantwortlich und als Meister des schlechten Geschmacks inszeniert er gekonnt die Spießigkeit und den Kitsch der typischen Fassbinder-Ausstattung – Kurt Raab übernimmt in dessen Filmen und Theaterstücken Rollen von Kleinbürgern und Außenseitern und wird für sein Schaffen mit diversen Preisen ausgezeichnet

Kurt Raab wird am 20. Juli 1941 im böhmischen Bergreichenstein – das heutige tschechische Kašperské Hory – geboren und wächst im oberfränkischen Weißenbrunn, dann im niederbayerischen Steinbeißen, wo sein Vater als Pferdeknecht arbeitet, auf. Auf einem Straubinger Gymnasium lernt er Peer Raben kennen, mit dem er nach dem Abitur 1963 nach München geht, wo Kurt Raab neben seinem Studium als Requisiteur beim Fernsehen aushilft und auch Rainer Werner Fassbinder kennenlernt.

Als Mitbegründer des „Antitheaters“ tritt Kurt Raab in mehreren Inszenierungen Rainer Werner Fassbinders auf und arbeitet auch als Autor und Regisseur. Sein Filmdebüt hat er in „Warum läuft Herr R. Amok?“ (1969) neben Hanna Schygulla, Irm Hermann und Ingrid Caven. Danach folgen Filme wie „Liebe ist kälter als der Tod“ (1969) und „Whity“ (1971). 1971 wechselt Kurt Raab an das Schauspielhaus in Bremen, 1972 geht er zusammen mit Rainer Werner Fassbinder ans Bochumer Schauspielhaus, 1973 sieht man ihn in Fassbinders „Hedda Gabler“-Inszenierung an der Freien Volksbühne Berlin.

Neben der Bühnenarbeit ist Kurt Raab an zahlreichen Filmproduktionen von Rainer Werner Fassbinder beteiligt – darunter „Acht Stunden sind kein Tag“ (1972) mit Gottfried John, „Welt am Draht“ (1973) mit Barbara Valentin und Klaus Löwitsch, „Wildwechsel“ (1973), „Fontane Effi Briest“ (1974), „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ (1973) mit Rosel Zech, „Angst essen Seele auf“ (1974) mit Brigitte Mira, „Mutter Küsters Fahrt zum Himmel“ (1975), „Satansbraten“ (1975), „Faustrecht der Freiheit“ (1975) mit Karlheinz Böhm, „Angst vor der Angst“ (1975) und „Querelle“ (1982) mit Jeanne Moreau, Brad Davis und Franco Nero.

Kurt Raab übernimmt auch Rollen in Filmen von Reinhard Hauff, Herbert Achternbusch und Michael Fengler. 1973 sieht man ihn neben Hildegard Knef in „Warum die UFOs unseren Salat klauen“. Einem breiteren Publikum bekannt wird er durch seine Titelrollen im Zweiteiler „Bolwieser“ (197677) und in der schwarzen Kinokomödie „Satansbraten“ (197576). 1981 dreht Kurt Raab seinen einzigen Film als Regisseur – „Die Insel der blutigen Plantage“ bleibt jedoch weitgehend unbeachtet.

Nach der Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder spielt Kurt Raab auf Bühnen in Bochum, München und Hamburg und setzt seine Film- und Fernsehkarriere fort – er spielt in der populären Fernsehserie „Kir Royal“ (1985) an der Seite von Mario Adorf, Angelica Domröse, Burkhard Driest, Boy Gobert, Marianne Hoppe, Udo Kier, Diether Krebs, Karl Lieffen, Michaela May, Fritz Muliar, Erni Singerl und Konstantin Wecker. Auch wirkt er an zwei TV-Literaturverfilmungen nach Thomas Mann – „Der Zauberberg“ (1981) und „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1981) – mit. 1984 sieht man ihn neben Ortrud Beginnen, Billie Zöckler, Cleo Kretschmer, Marianne Sägebrecht und Johanna König in der Trash-Komödie „Im Himmel ist die Hölle los“.

1988 wird die Aids-Erkrankung von Kurt Raab bekannt – er thematisiert seine Erfahrungen mit der Krankheit, bereits vom Tod gezeichnet, in der Video-Dokumentation „Mitten im Leben“. Drei Wochen vor seinem Tod berichtet er in einer Fernseh-Talkshow noch einmal offen über sein Schicksal, setzt sich gegen Tabuisierung und Diskriminierung der Kranken ein und bekennt sich zu seiner Homosexualität.

Im Alter von sechsundvierzig Jahren stirbt Kurt Raab am 28. Juni 1988 im Hamburger Tropeninstitut an den Folgen von Aids. Nachdem seine bayerische Heimatgemeinde Steinbeißen eine Erdbestattung ablehnt, wird der Schauspieler auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt.