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Marlene Dietrich


Als erster Deutscher überhaupt gelingt ihr in den dreißiger Jahren in Hollywood der Aufstieg zur international erfolgreichen Schauspielerin – für Generationen ist sie Sinnbild der unabhängigen und selbstbewussten Frau. Die Rolle ihres Lebens spielt Marlene Dietrich im Film „Der Blaue Engel“, das Lied daraus „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ entwickelt sich zum Klassiker. Bis heute wird die mondäne und dennoch bodenständige Berlinerin als bedeutendster deutscher Filmstar tief verehrt

Marlene Dietrich, Foto: By George Grantham Bain Collection (Library of Congress) [Public domain], via Wikimedia Commons

Marie Magdalene Dietrich wird als zweite Tochter des kaiserlichen Polizeioffiziers Louis Erich Otto Dietrich und seiner Frau Josefine am 27. Dezember 1901 in Berlin-Schöneberg geboren. 1907 stirbt ihr Vater und die Mutter heiratet 1914 den Leutnant Eduard von Losch, der 1916 verstirbt. Der Familie geht es finanziell gut und den beiden Mädchen steht eine englische Gouvernante zur Verfügung. Unter ihrem Einfluss lernt Marlene Dietrich französisch und englisch und erhält Klavier- und Geigen-Unterricht sowie Reitstunden. Die Schwestern werden streng erzogen – auch werden ihnen „preußische Tugenden“ wie unbedingter Gehorsam und Pflichterfüllung beigebracht.

Marlene Dietrich besucht die Berliner Auguste-Viktoria-Schule und danach die Victoria Luisen-Schule, 1918 beginnt sie an der Musikhochschule in Weimar eine Ausbildung zur Konzertgeigerin. Wegen einer Sehnenscheidenentzündung muss sie das Studium jedoch bald beenden. „Bach, Bach, Bach, immer wieder Bach. Acht Stunden am Tag üben. Meine Mutter und ich verloren darüber beinahe den Verstand. Ich gab als erste auf“ so die Schauspielerin. Nach einem Vorsprechen am „Deutschen Theater“ wird sie vom Theaterleiter Max Reinhardt als Statistin und Kleindarstellerin engagiert, nebenher nimmt sie privaten Schauspielunterricht.

In „So sind die Männer“ von 1922 wirkt Marlene Dietrich zum ersten Mal in einem Film mit. Sie spielt in diversen weiteren Produktionen kleinere Rollen und lernt dabei 1923 ihren Ehemann Rudolf Sieber kennen – 1924 kommt ihr einziges Kind Maria Elisabeth zur Welt. 1929 erhält sie dann die Rolle, die ihr zum internationalen Durchbruch verhilft. Unter dem Regisseur Josef von Sternberg spielt Marlene Dietrich in der ersten deutsche Tonfilm-Produktion „Der blaue Engel“ die Rolle der Lola – binnen weniger Jahre gelingt der Schauspielerin der Aufstieg zum Weltstar. Sie erhält ein Filmangebot aus Hollywood und folgt ihrem Entdecker Josef von Sternberg in die USA, wo sie 1930 für ihre Darstellung in „Marocco“ das einzige Mal für einen „Oscar“ als „Beste Hauptdarstelleri“ nominiert wird. Im Film trägt sie ihren legendären Hosenanzug und löst damit einen Eklat aus – der androgyne Look wird später von zahlreichen Frauen übernommen. Weitere Filme wie „Shanghai Express“ (1932), „Blonde Venus“ (1932), „The Scarlett Empress“ („Die scharlachrote Kaiserin“, 1934) und „The Devil Is A Woman“ („Der Teufel ist eine Frau“, 1934) folgen.

Der deutsche Propagandaminister Joseph Goebbels bietet Marlene Dietrich 1935 für jeden Film, den sie in Deutschland dreht, 200.000 Reichsmark bei freier Wahl des Stoffes an – sie lehnt ab und dreht weiter in Hollywood unter den Regisseuren Ernst Lubitsch, Billy Wilder, Alfred Hitchcock und Orson Welles. Ihrer deutschen Heimat stattet sie 1937 kurz vor Kriegsbeginn einen letzten Besuch ab.

1939 nimmt Marlene Dietrich die amerikanische Staatsbürgerschaft an und unterstützt in den nächsten Jahren Emigranten, die vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland fliehen. Schon zu dieser Zeit hat die sie ihren Zenit auf der Leinwand überschritten, in den USA wird sie gegen Ende der dreißiger Jahre zum „Kassengift“ erklärt. Sie nimmt einen Imagewechsel vor und verwandelt sich vor der Kamera in eine prügelnden Barfrau, die schlüpfrige Lieder mit rauchiger Stimme singt. Die Darbietung ihrer Lieder im notorischen Sprechgesang kommt an und Marlene Dietrich wechselt ins Chansonfach. Bekannt wird in der damaligen Zeit vor allem ihre englische Version von „Lili Marleen“ – der deutsche Welthit von Lale Andersen – den sie 1943 als Mitglied der „United Service Organisation“ vor US-Soldaten in Nordafrika, Italien und Frankreich vorträgt. Wegen ihrer bedingungslosen Solidarität für die kämpfenden Amerikaner avanciert Marlene Dietrich zu einer der beliebtesten und begehrtesten Akteurinnen der aliierten Truppenbetreuung in Afrika und Europa. Später resümiert sie, nie wieder solch einen intensiven Kontakt zu ihrem Publikum gehabt zu haben.

1947 erhält Marlene Dietrich für ihren Einsatz auf Seiten der Alliierten die „Medal Of Freedom“ – den höchsten Orden der USA für Zivilisten. 1950 wird sie mit dem „Chevalier de la Legion d’Honneur“ durch die französische Regierung geehrt. Auf einer Europatournee kehrt sie 1960 das erste Mal nach Kriegsende nach Berlin zurück, wo sie nicht nur auf Zuspruch stößt – aufgrund der Anfeindungen seitens der Presse und der Öffentlichkeit ist sie bis auf weiteres nicht mehr zu einer Reise in ihr Heimatland zu bewegen.

1958 kann man Marlene Dietrich in Billy Wilders Gerichtsdrama „Witness For The Prosecution“ („Zeugin der Anklage“) neben Tyrone Power und Charles Laughton sehen und 1961 dreht sie ihren letzten großen Film „Judgement At Nuremberg“ („Das Urteil von Nürnberg“) an der Seite von Spencer Tracy, Maximilian Schell, Montgomery Clift und Judy Garland

Ab Mitte der fünfziger Jahre steht Marlene Dietrich fast ausschließlich als Sängerin auf der Bühne und feierte weltweit Erfolge. Sie gibt große Bühnenshows in Las Vegas an der Seite von Louis Armstrong und Harry Belafonte und tritt als erste deutsche Künstlerin nach dem Krieg in Russland auf – auch bei Konzerten in Polen und Israel wird sie begeistert empfangen. Ihr musikalischer Begleiter ist für mehrere Jahre Burt Bacharach, der ihr hilft, ihr Image von der Nachtclub-Sängerin in das einer ausdrucksstarken Künstlerin zu wandeln. 1975 erleidet sie bei einem Bühnenunfall während eines Konzertes im australischen Sydney einen Oberschenkelbruch und beendet daraufhin ihre Karriere. Seit 1979 lebt sie völlig zurückgezogen in ihrem Pariser Appartment in der Avenue Montaigne – nur das Telefon bleibt die einzige Verbindung zur Außenwelt.

1978 hat Marlene Dietrich ihren letzten Filmauftritt neben David Bowie in „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ und 1984 wird ein unter Mitarbeit von Maximillian Schell entstandenes Filmporträt über die Künstlerin veröffentlicht. Der Film „Marlene“ wird als bester Dokumentarfilm für einen „Oscar“ nominiert und gewinnt mehrere europäische Preise.

Marlene Dietrich stirbt am 6. Mai 1992 im Alter von neunzig Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls in ihrer Pariser Wohnung. Sie wird auf dem III. Städtischen Friedhof Stubenrauchstraße in Berlin-Friedenau neben ihrer Mutter beigesetzt. Posthum erhält die Künstlerin 2002 die „Ehrenbürgerschaft Berlins“ und im Berliner Bezirk Tiergarten benennt man eine Straße nach ihr.