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Nana Mouskouri

Die Griechin mit der prägnanten Brille ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen der Welt, sie arbeitet mit Harry Belafonte und Quincy Jones zusammen und überwindet stets aufs neue musikalische Grenzen – Nana Mouskouri verkauft in ihrer langen Karriere geschätzte zweihundert Millionen Platten und gilt längst als lebende Legende

Joanna Mouskouri wird am 13. Oktober 1934 in Chania auf der griechischen Insel Kreta geboren, ihr Vater arbeitet als Filmvorführer in einem Freilichtkino. Ihre musikalische Karriere beginnt eher zufällig – ein Lehrer ihrer Schwester fragt sie im Athener Konservatorium, ob sie nicht Gesangunterricht nehmen möchte. Trotz ihrer großen Vorliebe für Jazzmusik von Ella Fitzgerald, Bessie Smith und Billy Holiday beginnt sie ein Studium der klassischen Musik. 1954 nimmt sie für Radio Athen ein Jazz-Stück auf und muss nach achtjährigem Studium das Hellenische Konservatorium in Athen verlassen.

Nana Mouskouris Entscheidung Sängerin zu werden wird von ihren Eltern missbilligt, doch sie lässt sich nicht aufhalten und opfert jede freie Minute für die Proben mit ihrem Jazz-Quartett „Athenians“. Etwas später macht sie die Bekanntschaft des Komponisten Manos Hadjidakis, dessen Lieder ihr den Durchbruch als Sängerin ermöglichen.

Nana Mouskouris erste Platten mit griechischen Chansons werden 1958 veröffentlicht, kurz danach gewinnt sie mit zwei Chansons das Festival de la Chanson Héllenique und wenig später das Festival des Europäischen Chansons in Barcelona – schon bald ist sie eine feste Größe unter den griechischen Chansonetten. Manos Hadjidakis – der kurz zuvor mit dem Film „Sonntags nie“ („Ein Schiff wird kommen“) bereits einen Erfolg verbuchen kann – bittet Nana Mouskouri am Soundtrack für seinen Dokumentarfilm „Traumland der Sehnsucht“ mitzuwirken. Der Film gewinnt 1960 auf der Berlinale den „Goldenen Bären“ und das darin enthaltene „Erntelied“ wird als „Weiße Rosen aus Athen“ der große Durchbruch für die Sängerin. Das Lied wird in verschiedenen Sprachen eingesungen – auf französisch kommen die Rosen übrigens aus Korfu – allein die deutschsprachige Version verkauft sich innerhalb der ersten sechs Monate über anderthalb Millionen mal. Dafür erhält Nana Mouskouri 1962 eine „Goldene Schallplatte“. Im Laufe der Jahre wird „Weiße Rosen aus Athen“ immer wieder neu aufgelegt – unter anderem von Lolita und Al Martino. Auch Nana Mouskouri bringt 1981 und 1992 den Titel in zeitgemäßer Verpackung erneut heraus.

1960 heiratet Nana Mouskouri den Komponisten, Gitarristen und Kapellmeister ihres langjährigen Begleitorchesters „Athenians“ Georgios Petsilas – aus der Ehe gehen die Kinder Nicolas und Hélène hervor, die ihrer Mutter später ins Showgeschäft folgen. 1976 wird die Ehe geschieden.

1962 lernt Nana Mouskouri in Paris den Produzenten und Musiker Quincy Jones kennen, der sie für Aufnahmen in die USA bittet – für die ambitionierte Sängerin geht ein Traum in Erfüllung. Es entsteht das Jazz-Album „The Girl From Greece Sings“, das ihr zwar die Türen zum amerikanischen Showgeschäft öffnet, allerdings zunächst kaum kommerzielle Spuren hinterläßt. Eine Wiederveröffentlichung des Albums im Jahr 1999 als „Nana Mouskouri in New York“ ist vor allem in Deutschland ein großer Erfolg, da die weitgehend unbekannten Aufnahmen eine ganz andere Seite der als Schlager- und Chansonsängerin bekannten Nana Mouskouri zeigen.

Es folgen Tourneen mit Harry Belafonte – der 1963 auf die Sängerin aufmerksam wird – sowie eine Teilnahme am Eurovision Song Contest in London. Mit dem Lied „A force de prier“ vertritt Nana Mouskouri Luxemburg und erreicht den achten Platz. Drei Jahre später wird die LP „An Evening With Belafonte/Mouskouri“ veröffentlicht, die sich auf dem US-Markt gut verkauft, im Rest der Welt jedoch relativ unbeachtet bleibt. Auf diversen Tourneen erfährt die wenig bühnenerfahrene Nana Mouskouri dann das richtige Gefühl für Live-Auftritte. In den siebziger Jahren etabliert sich die Sängerin in Deutschland mit Hits wie „Komm, komm sag uns deinen Traum“, „Die Welt ist voll Licht“, „Guten Morgen Sonnenschein“ und „Lieder, die die Liebe schreibt“ als feste Schlagergröße.

Nachdem auch Deutschland von der Beat-Welle überrollt wird und vorwiegend englische Gruppen gefragt sind, verlegt Nana Mouskouri ihren Wirkungsbereich nach Frankreich, wo sie weiterhin große Erfolge feiert – nach einem Auftritt im legendären Olympia wird sie endgültig als französische Chanson-Sängerin angesehen.

In Großbritannien wird Nana Mouskouri 1968 durch die Fernsehserie „Nana with Guests“ zum Star – die Serie läuft dort dreizehn Jahre lang und wird in vielen anderen Ländern ausgestrahlt. Für ihr Album „Over And Over“ erhält sie ihre erste „Goldene Schallplatte“ außerhalb des europäischen Festlandes, fortan nimmt sie jährlich mindestens ein neues englisches Album auf.

Nana Mouskouri beteiligt sich in den siebziger Jahren aktiv an der Opposition gegen die griechische Militär-Diktatur, nach deren Ende gibt sie nach über zwanzig Jahren im Exil im Athener Herodes-Attikus-Theater vor mehreren tausend begeisterten Zuschauern wieder ein Konzert in ihrer Heimat – nach diesem „Konzert ihres Lebens“ zählen die Griechen fortan zu ihren treuesten Fans.

1988 veröffentlicht Nana Mouskouri ihr erstes Album mit klassischen Aufnahmen, 1993 wird sie Unicef-Sonderbotschafterin und von 1994 bis 1999 sitzt sie als Europa-Abgeordnete für die griechischen Christdemokraten im Europa-Parlament – auf eine zweite Amtszeit verzichtet sie, da sich dort nach ihren Angaben alles um Machterhalt und Parteipolitik drehe und Wahrheit und Freiheit zu kurz kommen. 1998 wird Nana Mouskouri vom französischen Präsident Jacques Chirac zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt.

Seit 2003 ist Nana Mouskouri mit ihrem langjährigen Lebensgefährten André Chapelle verheiratet. Die Sängerin, die in Interviews gerne zugibt, dass sie weit über hundert Modelle ihreres markanten Brillen-Modells besitzt, lebt abwechselnd in Genf und Paris. In ihrer über vierzig Jahre andauernden Karriere produziert sie rund 1500 Studioaufnahmen und verkauft mehr als zweihundert Millionen Tonträger in diversen Sprachen, wodurch sie nach Madonna die erfolgreichste Künstlerin der Welt ist.

2004 erscheint zu Nana Mouskouris siebzigsten Geburtstag das Best-Of-Album „Ich habe gelacht, ich habe geweint“ und 2005 geht sie auf eine erste Abschieds-Tournee, welche im Sommer 2008 in Athen endet. Auch ist sie zu Gast bei Till Brönners „Talkin’ Jazz“ im Bonner Forum und singt 2010 im Rahmen eines Festabends zum achtzigsten Geburtstag der deutschen Konzertveranstalter-Legende Fritz Rau in der Alten Oper in Frankfurt am Main.

2010 verkündet Nana Mouskouri im Zuge der Griechenland-Krise aus Solidarität mit ihrem Heimatland auf ihre Pensionsansprüche für ihre Arbeit als Europa-Parlamentarierin zu verzichten.

Ab 2014 geht Nana Mouskouri erneut auf eine Tournee durch mehrere europäische Städte.