Durch seine beeindruckende und intensive Darstellung des Mörders im Kinoklassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ wird er zum Star, nach seiner Emigration in die USA kann er seine Karriere in Hollywood fortsetzen – Peter Lorre wird mit Vorliebe in Rollen von Psychopathen, Ganoven und nervös-verschlagenen Typen besetzt
Peter Lorre kommt am 26. Juni 1904 als Ladislav Loewenstein im heute slowakischen Ruzomberok zur Welt, wo er die deutsche Volksschule besucht – nach dem Tod seiner Mutter und dem Ende des Zweiten Balkankrieges zieht die Familie 1913 nach Wien, wo er nach einer abgebrochenen Banklehre seiner eigentlichen Berufung – dem Theater – zuwendet. Er schließt sich einem Stegreif-Theater an, das auf den Straßen Wiens aktuelle Ereignisse des Zeitgeschehens szenisch darstellt – aus dieser Zeit stammt sein Künstlername Peter Lorre. In der Theatergruppe spielt er wiederholt die Rolle eines Mörders, der damals in Wien sein Unwesen treibt – die Freude und der Erfolg, den er dabei hat, tragen wesentlich zu seiner Entscheidung Schauspieler zu werden bei.
Schon bald erhält Peter Lorre einige Engagements an deutschen Bühnen – unter anderem an den Vereinigten Breslauer Bühnen, am Hamburger Thalia Theater und am Zürcher Schauspielhaus. Einer seiner ersten Theatererfolge ist die Titelrolle im Stück „Das tapfere Schneiderlein“ – in Wien steht Peter Lorre an der Seite von Hans Moser, Paul Verhoeven und Marlene Dietrich auf der Bühne.
Sein Leinwanddebüt gibt Peter Lorre 1929 im UFA-Film „Die verschwundene Frau“ – im gleichen Jahr ist er an der Berliner Volksbühne in den Stücken „Pioniere in Ingolstadt“ unter der Regie von Bertolt Brecht sowie in „Dantons Tod“ und „Frühlings Erwachen“ neben Lotte Lenya zu sehen.
Seinen großen Durchbruch feiert Peter Lorre 1931, als er von Fritz Lang für die Hauptrolle in „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ besetzt wird – seine großartige Darstellung des unheimlichen Kindermörders trägt wesentlich zum Erfolg des Films bei. In der Folgezeit wird Peter Lorre immer wieder für Rollen von Psychopathen und Verbrechern eingesetzt, unmittelbar nach „M“ erhält er über dreihundert Filmangebote, die alle eine ähnliche Rolle beinhalten – er lehnt jedoch alle ab, um nicht als Psychopath personifiziert zu werden. Doch bleiben diese Versuche bis zu seinem Tod mehr oder weniger wirkungslos.
Nach dem Abenteuerfilm „F.P, 1 antwortet nicht“ (1932) mit Hans Albers und Sybille Schmitz spielt Peter Lorre einige kleinere Rollen in unbedeutenden Filmen – wie in „Bomben auf Monte Carlo“ (1931) neben Heinz Rühmann. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kommen, geht der jüdischstämmige Schauspieler zunächst zurück nach Wien – angeblich wird ihm die Flucht von Joseph Goebbels persönlich nahegelegt – seine letzte Filmrolle in Deutschland spielt er in „Unsichtbare Gegner“ (1933). Mit den Worten „Für zwei Mörder wie Hitler und mich ist in Deutschland kein Platz“ verabschiedet sich Peter Lorre dann endgültig ins französische Exil und lässt sich in Paris nieder. Danach geht er nach England, wo er unter der Regie von Alfred Hitchcock in der ersten Version von „The Man Who Knew Too Much“ („Der Mann, der zu viel wusste“, 1934) und in „Secret Agent“ („Geheimagent“, 1936) neben Lilli Palmer Rollen übernimmt.
Nach einem Angebot aus Hollywood geht Peter Lorre 1935 in die USA, wo er zahlreiche andere Emigranten – unter anderem Fritz Lang, Bertolt Brecht, Marlene Dietrich und Billy Wilder, mit dem er sich zeitweise ein Zimmer teilt, wieder trifft. Nach anfänglichen Schwierigkeiten – Peter Lorre spricht kein Englisch – erlangt er durch die Darstellung des Mr. Moto in der achtteiligen „Mr. Moto“-Filmreihe große Bekanntheit in den USA.
Danach spielt Peter Lorre in Filmen wie „Stranger On The Third Floor“ (1940), „The Face Behind The Mask“ („Das Gesicht hinter der Maske“, 1941), „The Maltese Falcon“ („Die Spur des Falken“, 1941) neben Humphrey Bogart, „All Through The Night“ („Agenten der Nacht“, 1941) mit Judith Anderson, „Invisible Agent“ („Der unsichtbare Agent“, 1942), „Casablanca“ (1942) an der Seite von Humphrey Bogart und Ingrid Bergman und „Arsenic And Old Lace“ („Arsen und Spitzenhäubchen“, 1944) neben Cary Grant
1942 erlangt Peter Lorre die amerikanische Staatsbürgerschaft und 1944 gründet er zusammen mit Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann und anderen bekannten Exil-Deutschen die Organisation „Council For A Democratic Germany“. 1947 wird Peter Lorre wegen Drogenbesitzes verhaftet, im Anschluss an einen Aufenthalt in einer Entzugsklinik arbeitet er vorwiegend für verschiedene Rundfunkanstalten. Er bekommt kaum noch Rollenangebote und steht 1949 kurz vor dem finanziellen Ruin.
Nach einem erfolgreichen Engagement am New Yorker Broadway kann Peter Lorre 1954 mit einer Rolle in Walt Disneys Jules-Verne-Adaption „20.000 Leagues Under the Sea“ („20.000 Meilen unter dem Meer“) neben Kirk Douglas ein Comeback feiern. Danach sieht man ihn als ersten Bösewicht eines James-Bond-Filmes in „Casino Royale“ (1955). Es folgen Filme wie „The Sad Sack“ („Der Regimentstrottel“, 1957) mit Jerry Lewis, „The Story Of Mankind“ (1957) neben Hedy Lamarr und den „Marx-Brothers“, „Voyage To The Bottom Of The Sea“ („Unternehmen Feuergürtel“, 1961) mit Joan Fontaine und „The Raven“ („Der Rabe – Duell der Zauberer“, 1963) mit Jack Nicholson und Boris Karloff. Seinen letzten Filmauftritt hat Peter Lorre 1064 in „The Patsy“ („Die Heulboje“).
Peter Lorre hat einen Stern auf dem „Walk Of Fame“ in Hollywood. Der Schauspieler ist dreimal verheiratet – von 1930 bis 1945 mit der österreichischen Schauspielerin Cäcilie Lvovsky, von 1945 bis 1950 mit der deutschen Schauspielerin Kaaren Verne und von 1953 bis zu seinem Tod mit Annemarie Brenning.
Peter Lorre stirbt am 23. März 1964 an den Folgen eines Schlaganfalls – er wird auf dem Hollywood Forever Cemetery in Los Angeles beigesetzt.