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Dirk Bogarde

Als einer der großen Schauspieler des britischen Kinos sorgt Dirk Bogarde in den fünfziger Jahren mit erfolgreichen Komödien für volle Kinosäle – man kennt ihn als Arzt Simon Sparrow, in späteren Jahren begeistert er mit der subtilen Darstellung neurotischer und zwiespältiger Charaktere in diversen anspruchsvollen Filmproduktionen

Dirk Bogarde wird am 28. März 1921 als Derek Jules Gaspard Ulric Niven van den Bogaerde im Londoner Stadtteil Hampstead geboren. Er ist der Sohn eines belgischen Redakteurs und der schottischen Schauspielerin Marget Niven. Mit seiner älteren Schwester Elizabeth und seinem jüngeren Bruder Gareth wächst er in der britischen Hauptstadt auf und hat von frühester Jugend an Kontakt zur Kunst.

Nach der Schule arbeitet Dirk Bogarde beim Theater als Bühnenarbeiter und Szenenbildner und studiert ab 1937 Geschichte, Literatur und Bildhauerei – zunächst hegt er den Berufswunsch des Bühnenbildners, wendet sich dann aber der Schauspielerei zu. Nach zwei erfolgreichen Theaterjahren tritt er seinen Dienst bei der Britischen Armee an, der ihn in den Kriegsjahren neben Java, Indien und Malaysia auch nach Deutschland führt, wo er an der Landung in der Normandie sowie an der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen beteiligt ist – die grausamen Erinnerungen daran prägen ihn bis ans Lebensende.

1945 startet Dirk Bogarde eine vielversprechende Filmkarriere und übernimmt in diversen Kinoproduktionen zahlreiche sehr unterschiedliche Rollen. Populär wird er in seinem Heimatland als Arzt Simon Sparrow in den durchweg komisch-grotesken Doktor-Filmen „Aber, Herr Doktor…“ (1954), „Doktor Ahoi!“ (1955), „Hilfe, der Doktor kommt!“ (1957), „Arzt am Scheideweg“ (1959), „Doctor in Distress“ (1963).

Der endgültige Durchbruch als Charakterdarsteller gelingt Dirk Bogarde mit der Darstellung eines homosexuellen Anwalts im Kriminalfilm „Victim“ („Der Teufelskreis“, 1961). Es handelt sich um den ersten britischen Film, der sich mit dem Thema Homosexualität auf eine seriöse Weise auseinandersetzt. Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung des Films, der in Großbritannien für erheblichen Aufruhr sorgt – fördert er doch langfristig den Umschwung der öffentlichen Meinung zugunsten einer Entkriminalisierung von Homosexuellen.

Zwar gelingt es Dirk Bogarde nicht, sich in den USA zu etablieren, dafür avanciert er zu einem angesehenen europäischen Schauspieler, der mit den wichtigsten Filmregisseuren der sechziger und siebziger Jahre zusammenarbeitet. Hochgelobt wird seine Darstellung in „The Servant“ („Der Diener“, 1963) und in „Our Mother’s House“ („Jede Nacht um neun“, 1967). Zu seinen wichtigsten Produktionen gehören „La caduta degli dei“ („Die Verdammten“, 1968) an der Seite von Helmut Berger, Helmut Griem und Ingrid Thulin sowie die Rolle des alternden Schöngeistes Gustav von Aschenbach in „Morte a Venezia“ („Tod in Venedig“, 1971) neben Silvana Mangano unter der Regie von Luchino Visconti. Danach kann man Dirk Bogarde im Spionage-Thriller „Die Schlange“ (1972) mit Yul Brunner und Henry Fonda, in „Der Nachtportier“ (1973) neben Charlotte Rampling sowie in „Providence“ (1977) sehen. In Richard Attenboroughs „A Bridge Too Far“ („Die Brücke von Arnheim“, 1977) spielt er an der Seite von Sean Connery, Gene Hackman, James Caan, Robert Redford, Hardy Krüger und Michael Caine – auch in Rainer Werner Fassbinders „Reise ins Licht – Despair“ (1979) übernimmt er eine Rolle.

Zwischen 1977 und dem Jahr seines Todes erscheinen fünfzehn Bücher von Dirk Bogarde, darunter vier autobiografische, zwei Romane und eine Sammlung journalistischer Arbeiten – viele werden zu Bestsellern.

Dirk Bogarde lässt nur wenig aus seinem Privatleben nach außen dringen – Anfang der siebziger Jahre zieht er sich mit seinem Manager und langjährigen Lebensgefährten Anthony Forwood für fast zwanzig Jahre in sein provenzalisches Landhaus nach Südfrankreich zurück. Nachdem sein Partner 1988 an einer Krebserkrankung stirbt, kehrt der Schauspieler nach London zurück. 1990 zieht es ihn ein letztes Mal auf die Leinwand zurück – an der Seite von Jane Birkin spielt er seine letzte Kinorolle in Bertrand Taverniers „Daddy Nostalgy“.

1992 wird Dirk Bogarde von der britischen Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben. Dirk Bogarde, dessen letzten Lebensjahre von Krankheiten gezeichnet sind, stirbt am 8. Mai 1999 im Alter von achtundsiebzig Jahren in London an den Folgen eines Herzanfalles.