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O. W. Fischer

Er beeindruckt als „König Ludwig II.“ und als Hellseher „Hanussen“, ist origineller Träumer, Herzensbrecher, exzentrischer Bonvivant und das Idol einer ganzen Generation – O. W. Fischer bietet in den Jahren des deutschen Wirtschaftswunders ein willkommenes Gegenbild zu den pragmatischen Leinwandmännern jener Zeit, in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts avanciert er zum höchstbezahlten Star des deutschen Films

Otto Wilhelm Fischer wird am 1. April 1915 als Sohn des Juristen und Hofrates Franz Karl Fischer und dessen Frau Maria im niederösterreichischen Klosterneuburg geboren – nach dem Abitur 1933 studiert er zunächst in Wien Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte, ehe er 1936 Schauspielunterricht am Reinhardt-Seminar nimmt. Im selben Jahr debütiert er am Wiener Theater in der Josephstadt in Arthur Schnitzlers „Liebelei“. Danach steht er an den Münchner Kammerspielen und am Wiener Deutschen Volkstheater auf der Bühne.

Erste Filmauftritte hat O. W. Fischer vorwiegend in Rollen von sympathischen jungen Herren, Künstlern und Aristokraten in „Anton der Letzte“ (1939) neben Hans Moser, in „Sommerliebe“ (1942), in „Wien 1910“ (1943) mit Lil Dagover, in „Die beiden Schwestern“ (1943), in „Sieben Briefe“ (1943) und in „Glück unterwegs“ (1943). 1944 wird er von Propagandaminister Joseph Goebbels auf dessen Gottbegnadeten-Liste gesetzt.

Nach dem Krieg überzeugt O. W. Fischer in diversen Charakterrollen am Wiener Burgtheater, dessen Mitglied er von 1945 bis 1952 ist. 1950 gelingt ihm in „Erzherzog Johanns große Liebe“ (1950) der Durchbruch im deutschen Nachkriegskino – als Idealbild des Wiener Luftikus und als Herzensbrecher und Lebenskünstler vom Dienst bildet er in den fünfziger Jahren gemeinsam mit Maria Schell das Traumpaar des deutschen Kinos.

1951 steht O. W. Fischer neben Lilo Pulver in „Heidelberger Romanze“ vor der Kamera – danach folgen Filme wie „Ein Herz spielt falsch“ (1953) mit Ruth Leuwerik und Winnie Markus, „Solange Du da bist“ (1953) an der Seite von Maria Schell, Hardy Krüger und Brigitte Horney, „Ludwig II. – Glanz und Ende eines Königs“ (1955) neben Ruth Leuwerik und Marianne Koch, „Hanussen“ (1955), „Ich suche Dich“ (1956) an der Seite von Anouk Aimée und Nadja Tiller und „Herrscher ohne Krone“ (1957) neben Horst Buchholz und Elisabeth Flickenschildt.

1957 geht O. W. Fischer nach Hollywood, um dort den Film „My Man Godfrey“ („Mein Mann Gottfried“) zu drehen – der Schauspieler gerät jedoch mit dem dortigen Studiosystem in Konflikt, ihm wird gekündigt und er kehrt zurück nach Deutschland, wo man ihn in den folgenden Jahren in Filmen wie „Skandal in Ischl“ (1957), „Peter Voss, der Millionendieb“ (1958) neben Ingrid Andree, „Helden“ (1958) mit Lilo Pulver und Ellen Schwiers, „Abschied von den Wolken“ (1959) neben Sonja Ziemann, „Die schwarze Lorelei“ (1959) mit Juliette Greco, „Es muss nicht immer Kaviar sein“ (1961) mit Senta Berger, „Das Geheimnis der schwarzen Witwe“ (1963) mit Karin Dor und „Onkel Toms Hütte“ (1965) sehen kann. Mitte der sechziger Jahre zieht sich O. W. Fischer vom Filmgeschäft zurück.

Bis in die achtziger Jahre hinein hat O. W. Fischer wenige Auftritte in Fernsehproduktionen wie in „Amouren“ (1972) und in „Teerosen“ (1976) mit Maria Schell. 1986 steht er in „Auferstehung in Lugano“ und 1987 in „Herbst in Lugano“ ein letztes Mal vor der Kamera.

Von 1942 bis zu deren Tod ist O. W. Fischer mit der aus Prag stammenden Schauspielerin Anna Usell verheiratet. Seit den sechziger Jahren lebt der Schauspieler zurückgezogen in seinem Haus in Vernate am Luganersee im schweizerischen Tessin, von wo aus er sich als Privatgelehrter und Etymologe der Philosophie und Theologie widmet.

O. W. Fischer stirbt am 29. Januar 2004 im Alter von achtundachtzig Jahren in Lugano. Sein Nachlass befindet sich seit 2009 im Österreichischen Theatermuseum.