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Walter Giller

Er gilt als Filmlegende und ist Publikumsliebling des deutschen Nachkriegskinos – oft zusammen mit seiner Frau Nadja Tiller steht Walter Giller über sechs Dekaden lang für etliche Filmproduktionen vor der Kamera. Der charismatische Leinwandstar, der auch auf der Bühne brilliert, wird für seine Arbeit mit zahlreichen Preisen geehrt

Walter Giller wird am 23. August 1927 als Sohn des Kinderarztes Walter Giller und dessen Ehefrau Edwine in Recklinghausen geboren und wächst in Hamburg auf. Gegen Ende des Krieges kommt der Gymnasiast noch als Luftwaffenhelfer zum Einsatz, gerät kurz in Kriegsgefangenschaft und kehrt 1945 mit einem Lungenriss nach Hause zurück. Ein begonnenes Medizinstudium bricht er zugunsten des Theaters ab. An den Hamburger Kammerspielen steigt er als Requisiteur, Beleuchter und Inspizient in den Betrieb ein und nimmt dann bei Professor Eduard Marks an der Hamburger Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Schauspielunterricht. An den Hamburger Kammerspielen bei Ida Ehre bekommt er 1947 seine erste Theaterrolle in Thornton Wilders Bühnenstück „Wir sind noch einmal davongekommen“. Als Regieassistent arbeitet er außerdem unter Wolfgang Liebeneiner, Helmut Käutner, Harald Paulsen und Bruno Hübner.

Seine erste Hauptrolle spielt Walter Giller 1951 in „Primanerinnen“. In den fünfziger Jahren ist er fester Bestandteil des damaligen Unterhaltungskinos – manchmal komisch, manchmal schüchtern, aber immer nett und nie ausfallend repräsentiert er in zahlreichen Produktionen den jungen Herrn von nebenan. In Filmen wie „Sensation in San Remo“ (1951), „Wildwest in Oberbayern“ (1951), „Liebe im Finanzamt“ (1952), „Skandal im Mädchenpensionat (1953), „Die Drei von der Tankstelle“ (1955), „Schwedenmädel“ (1955), „Charley’s Tante“ (1956) mit Heinz Rühmann, „Der Hauptmann von Köpenick“ (1956), „Schwarzwaldmelodie“ (1956) „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959) mit Ingrid van Bergen und „Zwei unter Millionen“ (1962) mit Hardy Krüger kann der talentierte Charakterdarsteller jedoch nur selten sein großes Potenzial als Charakterkomiker unter Beweis zu stellen.

Ab den sechziger Jahren wirkt Walter Giller hauptsächlich in den damals gängigen Krimis, Abenteuer- und Paukerfilmen mit – so sieht man ihn in „Drei Mann in einem Boot“ (1961) an der Seite von Heinz Erhardt, in „Begegnung in Salzburg“ (1964) neben Curd Jürgens, in „Die Dreigroschenoper“ (1962) an der Seite von Hilde Hildebrand, Hildegard Knef und Lino Ventura, in „Der letzte Ritt nach Santa Cruz“ (1963) mit Klaus Kinski, Marianne Koch und Mario Adorf, in „Die Herren mit der weißen Weste“ (1969) neben Hannelore Elsner und Mario Adorf, in „Klassenkeile“ (1969) mit Uschi Glas und in „Die Feuerzangenbowle“ (1970) an der Seite von Theo Lingen und Helen Vita

Mit dem Niedergang des deutschen Unterhaltungsfilms in den siebziger Jahren verlegt Walter Giller seine Tätigkeit vermehrt aufs Theater, auch hat er Auftritte in TV-Shows – so als Sketchpartner von Peter Frankenfeld. Theater spielt er häufig auf Tournee – oft zusammen mit seiner Frau Nadja Tiller – an deutschen Boulevardbühnen. Großen Erfolg hat Walter Giller mit der Mary-Chase-Komödie „Mein Freund Harvey“.

Hin und wieder übernimmt Walter Giller auch Moderationen im Deutschen Fernsehen, so moderiert er 1958 den „Deutschen Schlager-Wettbewerb“, er dreht Werbespots für die Glücksspirale, macht satirische Sendungen und ist bis in die neunziger Jahre hinein in verschiedenen Fernsehfilmen und Fernsehserien zu sehen. Zuletzt sieht man Walter Giller in der TV-Produktion „Rosamunde Pilcher – Stunden der Entscheidung“ (1997), in „Immer“ (1999), im Fernsehfilm „Und ewig schweigen die Männer“ und in der Kinoproduktion von Leander Haußmann „Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!“ (2009).

Eine interessante und eindrucksvolle Rolle ergibt sich für Walter Giller 2008 im Hörspiel von Henning Mankell „Begegnung am Nachmittag“ an der Seite seiner Frau, das den Telefondialog eines alten, getrennt lebenden Ehepaares beschreibt.

Bis zuletzt stehen Walter Giller und Nadja Tiller – mit der er seit 1956 verheiratet ist – gemeinsam vor der Kamera und auf der Bühne. Jahrzehntelang gelten beide als das Traumpaar der deutschen Kinoleinwand – gemeinsam erhalten sie 2006 einen „Ehrenbambi“ für ihr Lebenswerk sowie für ihr künstlerisches Schaffen das „Verdienstkreuz am Bande“. Aus der Ehe mit Nadja Tiller hat Walter Giller einen Sohn und eine Tochter.

Der Schauspieler – der zuletzt mit seiner Frau in einem Hamburger Seniorenstift lebt – stirbt am 15. Dezember 2011 im Alter von vierundachtzig Jahren in einer Hamburger Klinik an den Folgen einer Krebserkrankung.