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Heinz Erhardt

Als Spaßvogel der Nation macht sich Heinz Erhardt in den fünfziger und sechziger Jahren um den so häufig angezweifelten Humorstandort Deutschland verdient – mit seinen intelligenten Wortspielereien und humorvollen Filmrollen gilt der Mann mit der schwarzen Hornbrille und dem schütteren Seitenscheitel als bedeutendster Humorist Deutschlands und ist bis heute Vorbild zahlreicher Nachwuchs-Comedians

Heinz Erhardt wird am 20. Februar 1909 als einziges Kind des deutsch-baltischen Kapellmeisters Gustl Erhardt im lettischen Riga – was damals zum Russischen Reich gehört – geboren und wächst bei seinen Großeltern auf. Ab 1919 lebt er mit seinem Vater und dessen zweiter Frau in der Nähe von Hannover, bis 1924 besucht er ein Internat in Barsinghausen und danach ein Realgymnasium. Von 1926 bis 1928 studiert er am Konservatorium in Leipzig Klavier und Komposition – der Berufswunsch des Pianisten wird von seinen Großeltern nicht unterstützt, stattdessen verschafft ihm sein Großvater eine kaufmännische Lehrstelle in einem Musikhaus in Riga. Nebenher studiert er jedoch weiterhin Musik und verdient sich mit Auftritten in den Kaffeehäusern der lettischen Hauptstadt als musizierender Stegreifkomiker etwas Geld hinzu. 1932 hat er am Deutschen Schauspiel in Riga seinen bislang größten Bühnenauftritt als Darsteller, 1937 trägt er eigene Lieder in den Programmen der Reichssender Königsberg und Danzig vor.

1935 heiratet Heinz Erhardt die Tochter des italienischen Konsuls in St. Petersburg – Gilda Zanetti – aus der Ehe gehen die Kinder Grit, Verena, Gero und Marita hervor. 1938 zieht die Familie nach Berlin, wo Heinz Erhardt im „Kabarett der Komiker“ seinen Durchbruch feiert. Im Zweiten Weltkrieg wird er einberufen und kommt zur Marine nach Stralsund, wo für das Orchester ein Klavierspieler gesucht wird. Von da an ist Heinz Erhardt an verschiedenen Orten in der Truppenbetreuung tätig. Nach dem Ende des Krieges lässt er sich mit seiner Familie im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel nieder und arbeitet als Moderator beim Rundfunk.

Neben zahlreichen Gastspielen auf Kammerbühnen und in Theatersälen kann man Heinz Erhardt ab den fünfziger Jahren auch in diversen Unterhaltungsfilmen wie „Der müde Theodor“, „Witwer mit fünf Töchtern“, „Der Haustyrann“, „Immer die Radfahrer“, „Natürlich die Autofahrer“ und „Was ist denn bloß mit Willi los?“ sehen, wo er mit Karin Baal, Wolfgang Neuss, Christine Kaufmann, Vera Tschechowa, Grethe Weiser, Hans-Joachim Kulenkampff, Inge Meysel, Mady Rahl, Trude Herr, Edith Hancke, Peter Frankenfeld, Helen Vita und Ingrid van Bergen vor der Kamera steht. Meistens spielt er darin den netten und etwas verwirrt-schüchternen Familienvater, auch stellt er häufig den typischen Deutschen aus der Zeit des Wirtschaftswunders dar. Schnell avanciert er zum beliebtesten Darsteller des Landes – Songs aus den Filmen wie „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, „Grüß Sie Gott, Frau Stirnima!“ und „Fährt der alte Lord fort“ werden beliebte Schlager.

Heinz Erhard – zu dessen Vorbildern Erich Kästner, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz gehören – zementiert mit seinen hintersinnigen Gedichten, Wortspielereien und verdrehten Redewendungen im Laufe der Jahre seinen Ruf als genialer Wortakrobat. Viele seiner Gedichte kreisen auf subtile Weise um die Themen Vergänglichkeit und Tod, so dass man sie auch dem Genre des Schwarzen Humors zurechnen kann. Die meisten seiner Darbietungen schließen Klavierspiel, Intonierung und Tanz mit ein – weswegen Heinz Erhardt auch als erster deutscher Entertainer gilt.

Im Dezember 1971 erleidet Heinz Erhardt einen Schlaganfall, von welchem er sich nicht wieder erholt. Das Sprachzentrum in seinem Gehirn ist derart in Mitleidenschaft gezogen, dass er nicht mehr sprechen und schreiben kannn – daraufhin zieht er sich ins Privatleben zurück.

1979 wird Heinz Erhardt zum siebzigsten Geburtstag das „Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen. Nur wenige Tage später – am 5. Juni 1979 – stirbt der große Humorist. Er wird auf dem Hamburger Hauptfriedhof Ohlsdorf beigesetzt. Nach seinem Tod werden in zahlreichen deutschen Städten Plätze, Parks und Straßen nach ihm benannt.