Startseite » Schauspieler » Gottfried John

Gottfried John

Er spielt den Bösewicht im Bond-Film „Goldeneye“, verkörpert Julius Caesar in der Comicverfilmung „Asterix und Obelix gegen Caesar“ und gehört zur Stammbesetzung zahlreicher Fassbinder-Filme – der hochgewachsene Berliner mit den markanten Gesichtszügen und der prägnanten Stimme ist vielfach in Rollen zurückhaltender und verzagter Figuren zusehen, er wird auf den deutschsprachigen Theaterbühnen gefeiert, agiert in anspruchsvollen TV-Produktionen und zählt mehr als vier Dekaden lang zu den bedeutenden Charakterdarstellern des Landes

Gottfried John wird am 29. August 1942 in Berlin geboren – da sein Vater unbekannt ist und seiner Mutter Ruth das Sorgerecht entzogen wird, wächst er in verschiedenen Jugendheimen auf. Zu Beginn der sechziger Jahre flüchtet er vor dem Zugriff der deutschen Jugendfürsorge zusammen mit seiner Mutter nach Paris, wo beide längere Zeit unter prekären Umständen leben – unter anderem auf einem Hausboot auf der Seine.

In den folgenden Jahren hält sich Gottfried John als Straßenmaler und Bauarbeiter über Wasser – in dieser Zeit erwacht in dem schlaksigen und notorisch schüchternen jungen Mann die Leidenschaft fürs Kino und die Schauspielerei. Zurück in Berlin nimmt er Schauspielunterricht und gibt schon bald sein Bühnendebüt am dortigen Schillertheater. 1963 spielt er an der Landesbühne Hannover – danach in Krefeld-Mönchengladbach, in Heidelberg sowie bei den Bad Hersfelder Festspielen, wo er sich als Darsteller in Shakespeare-Stücken wie „Macbeth“, „Richard III.“ und „Othello“ oder in Anton Tschechows „Onkel Wanja“ einen Namen macht.

1971 gibt Gottfried John in der Titelrolle des kritischen TV-Heimatfilmes „Jaider – der einsame Jäger“ sein Filmdebüt. Danach arbeitet er vermehrt mit Rainer Werner Fassbinder zusammen – er steht in dessen Fernsehserien „Acht Stunden sind kein Tag“ (1972) neben Hanna Schygulla und „Welt am Draht“ (1973) neben Barbara Valentin und Klaus Löwitsch vor der Kamera, auch sieht man ihn in „Mutter Küsters‘ Fahrt zum Himmel“ (1975) an der Seite von Brigitte Mira, Ingrid Caven, Margit Carstensen, Karlheinz Böhm und Irm Hermann, in der mehrteiligen Alfred-Döblin-Verfilmung „Berlin Alexanderplatz“ (1980), in „Die Ehe der Maria Braun“ (1979) mit Hanna Schygulla und Gisela Uhlen und in „Lili Marleen“ (1981).

1975 spielt Gottfried John neben Hildegard Knef, Ellen Schwiers, William Holden und Henry Fonda in Billy Wilders Alterswerk „Fedora“, es folgen Auftritte im TV-Film „Die große Flatter“ (1979), in „Otto – Der Film“ (1985), im italienischen TV-Mehrteiler „La Piovra“ („Allein gegen die Mafia“, 1984) und in der Bibelverfilmung „Abraham“ (1990). International bekannt wird Gottfried John vor allem wegen seiner Rolle als Bösewicht im James-Bond-Film „GoldenEye“ (1995). 1996 spielt er in „The Ogre“ („Der Unhold“) mit John Malkovich, Marianne Sägebrecht und Armin Mueller-Stahl und 1998 in Doris Dörries „Bin ich schön?“ neben Suzanne von Borsody, Franka Potente, Senta Berger, Meret Becker, Heike Makatsch und Dietmar Schönherr. Für seine Rolle des Julius Caesar in der Zeichentrickverfilmumg „Astérix et Obélix contre César“ („Asterix und Obelix gegen Caesar“) wird Gottfried John 2000 mit dem „Bayerischen Filmpreis“ als „Bester Nebendarsteller“ ausgezeichnet.

Zu den letzten Filmarbeiten Gottfried Johns zählen „John Rabe“ (2009) mit Ulrich Tukur, „Flores negras“ („Schwarze Blumen“, 2009), „Das Leben ist zu lang“ (2010) mit Meret Becker, Elke Sommer und Udo Kier, die mit szenischen Darstellungen durchsetzte Armenien-Dokumentation „Aghet – Ein Völkermord“ (2010) sowie die Fantasy-Filme „Rubinrot“ (2013) und „Saphirblau“ (2014).

Immer wieder ist Gottfried John auch in populären Fernsehreihen wie „Polizeiruf 110“, „Ein Fall für zwei“, „Wolffs Revier“, „Derrick“ und „Tatort“ zu sehen.

2001 veröffentlicht Gottfried John seinen autobiographisch gefärbten und sehr erfolgreichen Roman „Bekenntnisse eines Unerzogenen“ – sein zweiter Roman „Das fünfte Wort“ (2003) erklärt philosophische Fragen aus überraschenden Blickwinkeln.

Gottfried John ist verheiratet und lebt mit seiner Frau Barbara – nach vielen Jahren im belgischen Moresnet – am oberbayerischen Ammersee.

Gottfried John stirbt am 1. September 2014 im Alter von zweiundsiebzig Jahren in der Nähe von München an den Folgen eines Krebsleidens.