Mit ihrer intuitiv-realistischen Spielweise avanciert sie in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Darstellerinnen Hollywoods, wie keine zweite Schauspielerin verkörpert Barbara Stanwyck bereits in jenen Jahren die moderne Frau, für die Familie und Haushalt nicht an erster Stelle stehen – untrennbar verbunden ist ihr Name mit den Meisterwerken des Film Noir, des Western und des Melodrams
Barbara Stanwyck kommt am 16. Juli 1907 im New Yorker Stadtteil Brooklyn als Ruby Stevens und fünftes Kind eines armen schottisch-irischen Paares zur Welt. Mit zwei Jahren verliert sie ihre Mutter an den Folgen eines Unfalls – zwei Jahre später verlässt der Vater die Familie, das Mädchen wird in einem Heim sowie von ihrer älteren Schwester groß gezogen. Nach dem Schulbesuch arbeitet Barbara Stanwyck zunächst als Telefonistin, Verkäuferin, Bürohilfe und Chorgirl in einem New Yorker Nachtclub, später als Mitglied der „Ziegfeld Follies of 1923“. Danach tritt sie in verschiedenen Musicals und Revue-Produktionen auf, 1926 erhält sie ihre erste dramatische Rolle in „The Noose“ und ein Jahr später ein Filmdebüt als Tänzerin im Stummfilm „Broadway Nights“ (1927). Zur selben Zeit nimmt sie – inspiriert von einem Theaterplakat – ihren Künstlernamen „Barbara Stanwyck“ an.
1930 schafft Barbara Stanwyck den Durchbruch als Filmstar durch ihre Rolle in „Ladies Of Leisure“ – danach folgen Melodramen wie „Illicit“ (1931), „Night Nurse“ (1931), „The Miracle Woman“ (1931), „Forbidden“ (1932), „So Big“ (1932), „The Purchase Price“ („Einsame Herzen“, 1932), „Baby Face“(1933) und „The Bitter Tea Of General Yen“ (1933). Durch ihre unerschrockene und durchsetzungsstarke Spielweise – mit Vorliebe stellt sie Frauen dar, die in der Lage sind trotz widrigster Umstände ihre soziale Lage zu verbessern – avanciert sie während der Weltwirtschaftskrise zu einer der Heldinnen der Arbeiterklasse. Gegen Mitte der Dekade fällt es der Schauspielerin zunehmend schwer, anspruchsvolle Rollen zu finden – erst mit „Stella Dallas“ (1937) gelingt ihr ein Comeback und sie wird für einen „Oscar“ nominiert, verliert jedoch gegen Luise Rainer
Mitte der vierziger Jahre erreicht Barbara Stanwyck den Gipfel ihrer Popularität – 1943 gilt sie als die bestbezahlte Frau in Hollywood, obwohl der legendäre Ruhm einer Bette Davis oder Joan Crawford – mit der sie privat zeitlebens befreundet ist – unerreichbar bleibt. Sie spielt in Filmen wie „Meet John Doe“ („Hier ist John Doe“, 1941) mit Gary Cooper, in „The Lady Eve“ („Die Falschspielerin“, 1941) neben Henry Fonda, in „Ball Of Fire“ („Die merkwürdige Zähmung der Gangsterbraut Sugarpuss“, 1941), in Billy Wilders Film-Noir-Klassiker „Double Indemnity“ („Frau ohne Gewissen“, 1944), in „The Strange Love Of Martha Ivers“ („Die seltsame Liebe der Martha Ivers“, 1946) neben Kirk Douglas, in „The Two Mrs. Carrolls“ („Die zwei Mrs. Carrolls“, 1947) mit Humphrey Bogart, in „Sorry, Wrong Number“ („Du lebst noch 105 Minuten“, 1948) an der Seite von Burt Lancaster, in „The File On Thelma Jordon“ („Strafsache Thelma Jordon“, 1950), in „To Please A Lady“ („Tod im Nacken“, 1950) mit Clark Gable, in „Titanic“ („Der Untergang der Titanic“, 1953), im Western „Cattle Queen Of Montana“ („Königin der Berge“, 1954) neben Ronald Reagan, in „Executive Suite“ („Die Intriganten“, 1954) mit William Holden, in „Forty Guns“ („Vierzig Gewehre“, 1957) und in „Walk On the Wild Side“ („Auf glühendem Pflaster“, 1962) an der Seite von Capucine und Jane Fonda
Von 1961 von 1962 führt Barbara Stanwyck durch die mit einem „Emmy“ ausgezeichnete Show „The Barbara Stanwyck Show“ – nach nur noch wenigen Filmrollen endet ihre Filmkarriere 1964 nach dem drittklassigen Gruselfilm „The Night Walker“ („Er kam nur nachts“).
Eine Schönheit im klassischen Sinn oder gar eine Sexbombe ist Barbara Stanwyck nie – dennoch ist sie über Jahrzehnte hinweg eine der meistbeschäftigten und erfolgreichsten Schauspielerinnen Hollywoods. Ihr Repertoire umfasst Komödien, Western, Krimis und Thriller – sie wirkt in über achtzig Filmen mit. Ab Mitte der siebziger Jahre zieht sich Barbara Stanwyck aus gesundheitlichen Gründen zunehmend ins Privatleben zurück, man kann sie jedoch noch in einigen Fernsehproduktionen sehen – so spielt sie in den TV–Serien „Big Valley“ und „The Colbys“ („Das Imperium – Die Colbys“) – einem Spin-Off von „Dynasty“ („Der Denver-Clan“) und nach eigener Aussage das Schlechteste, bei dem sie jemals mitgewirkt habe.
Ihre letzte bedeutsame Rolle spielt sie 1983 in der TV-Romanverfilmung „The Thorn Birds“ („Die Dornenvögel“) an der Seite von Richard Chamberlain. Für die gelungene Darstellung einer energischen Patriarchin wird sie mit ihrem dritten „Emmy“ und einem „Golden Globe“ ausgezeichnet. 1982 erhält die Schauspielerin – von vielen Kritikern als die „Beste Schauspielerin, die nie einen Oscar bekam“ bezeichnet – die begehrte Filmtrophäe für ihr Lebenswerk.
Barbara Stanwyck ist zweimal verheiratet. Zuerst mit dem Entertainer Frank Fay – aus dieser Ehe stammt der Adoptivsohn Dion Anthony „Tony“ Fay – danach mit dem Schauspieler Robert Taylor. Die Schauspielerin stirbt am 20. Januar 1990 im Alter von zweiundachtzig Jahren im kalifornischen Santa Monica an Herzversagen.