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Roman Polański

Mit Filmen wie „Rosemaries Baby“ und „Tanz der Vampire“ gehört Roman Polański in die erste Liga der großen Filmregisseure – seit über vier Jahrzehnten bestimmt er das internationale Filmgeschehen mit. Seine häufig klaustrophoben und surrealen Werke decken diverse Genres ab und befassen sich als Thriller oder Komödie mit den zwischenmenschlichen Absurditäten und psychischen Abgründen des Alltags

Roman Raymond Polański wird am 18. August 1933 in Paris als Rajmund Roman Liebling geboren. Er ist der Sohn des Malers und Plastikherstellers Ryszard Liebling und dessen Frau Bula Katz-Przedborska und hat eine Halbschwester. Wegen des wachsenden Antisemitismus in Frankreich kehrt die jüdische Familie 1936 nach Polen zurück und lässt sich in Krakau nieder. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs flieht die Mutter mit den zwei Kindern nach Warschau, wohin der Vater später nachkommt. Seit Beginn der deutschen Besatzung ist die Familie Polański der nationalsozialistischen Judenverfolgung ausgesetzt – sie sind gezwungen, den Davidstern zu tragen und müssen sich nach ihrer Rückkehr nach Krakau zwei Zimmer in einer Etagenwohnung innerhalb des dortigen Ghettos teilen. Während der Massendeportationen der Juden wird die hochschwangere Mutter von Roman Polański ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort 1942 ermordet, der Vater überlebt die Haft im Konzentrationslager Mauthausen. Auch Roman Polańskis Halbschwester und Großmutter werden deportiert. Er selber kann 1943 aus dem Krakauer Ghetto fliehen und versteckt sich mit der Hilfe einer katholischen Familie bis zum Ende des Krieges. Nach Kriegsende holt er zunächst seine Schulausbildung nach, danach studiert er Zeichnen, Malerei und Grafik an der Kunstschule von Krakau.

1946 erhält Roman Polański in Krakau eine Rolle in einem Hörspiel und macht sich bald als Kinderdarsteller einen Namen. 1955 hat er im polnischen Film „Pokolenie“ sein Schauspieldebüt, danach studiert er an der Filmhochschule Łódź und macht dort 1959 seinen Abschluss. Danach kann man ihn in „Lotna“ (1959), in „Do widzenia, do jutra“ („Auf Wiedersehen bis morgen“, 1960) und in „Niewinni czarodzieje“ („Die unschuldigen Zauberer“, 1960) sehen. Roman Polańskis Interesse an Theater, Literatur, Kunst und Musik führt ihn früh zu den Werken von Franz Kafka, Stanisław Ignacy Witkiewicz und Witold Gombrowicz, deren surrealer und grotesker Ton ihn prägt. Schon bald legt er erste Kurzfilmarbeiten als Regisseur vor, für „Dwaj ludzie z szafą“ („Zwei Männer und ein Schrank“) erhält er fünf internationale Preise, 1962 erscheint sein erster abendfüllender Film „Nóż w wodzie“ („Das Messer im Wasser“).

1963 emigriert Roman Polański aus Polen nach Frankreich, wo er seine nächsten Filme realisiert – „Repulsion“ („Ekel“, 1965) mit Catherine Deneuve und „Cul-de-sac“ („Wenn Katelbach kommt…“, 1966). In Großbritannien dreht er die überaus erfolgreiche Vampir-Satire „Dance Of The Vampires“ („Tanz der Vampire“, 1967). 1968 geht er in die USA, wo er seinen höchst erfolgreichen und stilbildenden Film „Rosemary’s Baby“ („Rosemaries Baby“, 1968) mit Mia Farrow, Ruth Gordon und John Cassavetes in den Hauptrollen dreht – die katholische Kirche in den USA läuft Sturm gegen den Film, kann aber den Erfolg und seinen Aufstieg zum Kultfilm nicht stoppen.

1968 heiratet Roman Polański die Schauspielerin Sharon Tate, die er bei den Dreharbeiten zu „Tanz der Vampire“ kennenlernt. Noch im selben Jahr wird seine hochschwangere Ehefrau durch Anhänger des Sektenführers Charles Manson ermordet.

Nach diesem Unglück zieht sich Roman Polański für einige Zeit zurück. 1974 entsteht dann mit Chinatown (1974) mit Jack Nicholson, Faye Dunaway und John Huston in den Hauptrollen einer seiner erfolgreichsten Filme. 1975 nimmt Roman Polański die französische Staatsbürgerschaft an.

1977 wird Roman Polański in Los Angeles wegen Vergewaltigung eines dreizehn Jahre alten Mädchens angeklagt – im Laufe des Verfahrens flieht er aus den USA nach London und später nach Paris. Der Haftbefehl gegen ihn ist noch immer gültig – seitdem lebt Roman Polański in Frankreich und Polen. Unter seine Regie entstehen in den folgenden Jahren Filme wie „Le locataire“ („Der Mieter“, 1976) mit Isabelle Adjani, „Tess“ (1979) mit Nastassja Kinski, „Pirates“ („Piraten“, 1986) mit Walter Matthau, „Frantic“ (1988) mit Harrison Ford, „Bitter Moon“ mit Hugh Grant, Stockard Channing und Kristin Scott Thomas, „Death And The Maiden“ („Der Tod und das Mädchen“, 1994) mit Sigourney Weaver und „The Ninth Gate“ („Die neun Pforten“, 1999) mit Johnny Depp und Lena Olin.

Für „The Pianist“ („Der Pianist“, 2002) mit Adrien Brody und Thomas Kretschmann in den Hauptrollen wird Roman Polański mit der „Goldenen Palme von Cannes“ und einem „Oscar“ für die „Beste Regie“ ausgezeichnet – mit dem bewegenden Holocaust-Drama gelingt dem Regisseur sein in künstlerischer Hinsicht bisher erfolgreichster Film.

2005 nimmt sich Roman Polański der Interpretation des Waisenjungen-Schicksals „Oliver Twist“ an und 2010 entsteht der Politthriller „The Ghost Writer“ („Der Ghostwriter“) mit Ewan McGregor und Pierce Brosnan. Die bislang letzten Filme von Roman Polański sind „Carnage“ („Der Gott des Gemetzels“, 2011) mit Christoph Waltz, Kate Winslet und Jodie Foster und „La Vénus à la fourrure“ („Venus im Pelz“, 2013).

2009 wird Roman Polański auf Grund eines internationalen Haftbefehls auf Begehren der US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden bei der Einreise in die Schweiz auf dem Flughafen Zürich verhaftet – er war in die Schweiz eingereist, um am Zurich Film Festival den Preis für sein Lebenswerk entgegenzunehmen. 2009 wird die Haft durch einen elektronisch überwachten Hausarrest ersetzt und 2010 weisen die Schweizer Behörden den Auslieferungsantrag der USA ab, worauf der Hausarrest gegen ihn aufgehoben wird.

Roman Polanski ist dreimal verheiratet – von 1959 bis 1962 mit der Schauspielerin Barbara Kwiatkowska und von 1968 bis zu deren Tod 1969 mit der Schauspielerin Sharon Tate. Seit 1989 ist Roman Polański mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet – mit ihr hat er zwei Kinder.