Startseite » Schauspieler » Heinrich George

Heinrich George

Durch seine Heldendarstellungen in zahlreichen klassischen Inszenierungen ist er einer der renommiertesten Schauspieler der Weimarer Zeit und wird in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als „König im Reich der Fantasie“ gefeiert. Während des Nationalsozialismus wirkt er in zahlreichen Propagandafilmen mit, was ihm später zum Verhängnis wird – Heinrich George spielt mit leidenschaftlicher Vitalität und sinnlicher Lust und gilt als bedeutendste Schauspielerpersönlichkeit seiner Generation

Heinrich George wird als Georg August Friedrich Hermann Schulz am 9. Oktober 1893 im pommerschen Stettin als Sohn eines Marine-Offiziers geboren – noch vor dem Abitur verlässt er die Schule, um beim Stettiner Magistrat in die Lehre zu gehen. Nach dem Abbruch der Lehre nimmt er in seiner Heimatstadt Schauspielunterricht – sein Theaterdebüt hat er 1912 in Kolberg in der Operette „Die keusche Susanne“. Nach weiteren Bühnenengagements in Bromberg und Neustrelitz meldet er sich beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Freiwilliger und wird 1915 schwer verwundet.

Es folgen Engagements an Theatern in Dresden, in Frankfurt am Main, unter Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin und am Wiener Burgtheater – von 1923 bis 1934 ist Heinrich George festes Ensemblemitglied des Preußischen Staatstheaters.

1921 gibt Heinrich George im Film „Der Roman der Christine von Herre“ seine Kameradebüt, es folgen weitere Auftritte in Kinoproduktionen wie „Fridericus-Rex“ (1923), „Metropolis“ (1923), „Schmutziges Geld“ (1928) neben Anna May Wong, „Dreyfus“ (1930), „Der Andere“ (1930) und „Berlin – Alexanderplatz“ (1931) mit Bernhard Minetti.

Während der zwanziger Jahre engagiert sich Heinrich George bei der Kommunistischen Partei Deutschlands, gelegentlich tritt er auch auf deren Kundgebungen als Redner auf. Unter Erwin Piscator spielt er an der Berliner Volksbühne und zusammen mit Bertolt Brecht betreibt er linkes Agitationstheater, daher wird er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zunächst vom allgemeinen Spielbetrieb ausgeschlossen. Auf Druck von Propagandaminister Joseph Goebbels, der auf den talentierten Schauspieler nur ungern verzichtet, arrangiert sich Heinrich George jedoch recht bald mit dem Regime – Joseph Goebbels ernennt ihn zum Staatsschauspieler und bis 1945 lässt er sich für die Propaganda der Nationalsozialisten einspannen.

Heinrich George übernimmt Rollen in Propagandafilmen wie „Hitlerjunge Quex“ (1933), „Das Mädchen Johanna“ (1935) neben Gustaf Gründgens und Jürgen Ponto, „Das unsterbliche Herz“ (1939) mit Kristina Söderbaum, „Jud Süß“ (1940) neben Ferdinand Marian, „Schicksal“ (1942) an der Seite von Gisela Uhlen und Will Quadflieg, „Wien 1910“ (1943) neben Lil Dagover und O. W. Fischer und in „Kolberg“ (1945), agiert aber auch in unverfänglicheren Streifen jener Zeit wie „Heimat“ (1938) an der Seite von Zarah Leander und Lina Carstens, „Der Postmeister“ (1940), „Hochzeit auf Bärenhof“ (1942) neben Ilse Werner und „Der große Schatten“ (1942) an der Seite von Heidemarie Hatheyer, Will Quadflieg und Hubert von Meyerinck.

1937 wird Heinrich George zum Intendanten des Berliner Schiller-Theaters ernannt – in seiner Funktion nimmt er auch Künstler unter Vertrag, die im NS-Regime als „unerwünscht“ gelten. In der Öffentlichkeit hält er jedoch bis zum Ende zum NS-Regime und ruft noch im April 1945 zum Endkampf auf.

1933 heiratet Heinrich George die Schauspielerin Berta Drews – gemeinsam haben sie die Söhne Jan und Götz. Götz George, der heute zu den angesehensten deutschsprachigen Schauspielern zählt, setzt seinem Vater 2013 mit dem Dokudrama „George“ ein Denkmal.

1945 wird Heinrich George wegen seines schauspielerischen Engagements für die Nationalsozialisten verhaftet und vom sowjetischen Geheimdienst im Lager Sachsenhausen interniert, wo er am 25. September 1946 im Alter von zweiundfünfzig Jahren völlig entkräftigt an den Folgen einer Blinddarmoperation stirbt.

Die Gebeine Heinrich Georges werden 1994 in einem Waldstück bei Sachsenhausen gefunden und mittels eines DNS-Vergleichs mit seinen Söhnen identifiziert. Das von der Stadt Berlin gestiftete Ehrengrab des Schauspielers befindet sich auf dem Städtischen Friedhof Berlin-Zehlendorf.