Verkörpert er in den Nouvelle-Vague-Filmen der fünfziger und sechziger Jahre noch den desillusionierten und rebellischen Außenseiter, stellt er später in zahlreichen Action- und Abenteuerfilmen gerne den charmanten Draufgänger dar – Jean-Paul Belmondo gilt als Markenzeichen des französischen Films und ist einer der großen Stars des europäischen Kinos
Jean-Paul Belmondo wird am 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine im französischen Département Hauts-de-Seine als zweites Kind des renommierten Pariser Bildhauers Paul Belmondo und der Tänzerin Madeleine Belmondo geboren. Sein aus Sizilien stammender Vater fördert früh die Talente des Sohnes und dessen Interesse für Kunst und Kultur. Jean-Paul Belmondo gilt als schwieriger Schüler und muss mehrmals die Schule wechseln. Er interessiert sich fürs Boxen und beschließt mit sechzehn Jahren, Schauspieler zu werden.
Ab 1948 übernimmt Jean-Paul Belmondo kleinere Rollen bei einer Wanderbühne und besucht von 1951 bis 1956 das Pariser Konservatorium für Schauspielerei – „Schauspielen muss man lernen, es ist nicht allzu schwer, aber man muss es lernen“ sagt er. Während dieser Zeit erhält er erste Angebote von Pariser Theatern sowie für Kinoproduktionen. Nach einigen kleineren Filmrollen – wie in „Ein Engel auf Erden“ (1958) neben Romy Schneider – hat er 1958 seinen Leinwanddurchbruch im Nouvelle-Vague-Film „À bout de souffle“ („Außer Atem“) von Jean-Luc Godard an der Seite von Jean Seberg
Bis in die frühen siebziger Jahre arbeitet Jean-Paul Belmondo regelmäßig für die wichtigsten Nouvelle-Vague-Regisseure wie Jean-Luc Godard, François Truffaut, Claude Chabrol, Louis Malle oder Alain Resnais und avanciert zum führenden Darsteller dieser Ära und zur Identifikationsfigur eines vorwiegend jungen Publikums, das sich in den von ihm dargestellten Figuren wiederfindet. Neben Alain Delon ist Jean-Paul Belmondo der populärste französische Schauspieler seiner Generation.
1960 spielt Jean-Paul Belmondo an der Seite von Lino Ventura im Gangsterfilm „Classe tous risques“ („Der Panther wird gehetzt“), danach folgen Filme wie „Moderato cantabile“ („Stunden voller Zärtlichkeit“, 1960) mit Jeanne Moreau, „La Ciociara“ („… und dennoch leben sie“, 1961) neben Sophia Loren, „La viaccia“ („Das Haus in der Via Roma“, 1961), „Une femme est une femme“ („Eine Frau ist eine Frau“, 1961), „Cartouche“ (1962) neben Claudia Cardinale, „Un singe en hiver“ („Ein Affe im Winter“, 1962) an der Seite von Jean Gabin, „Le doulos“ („Der Teufel mit der weißen Weste“, 1962), „Peau de banane“ („Heißes Pflaster“, 1963) neben Jeanne Moreau, „L’aîné des Ferchaux“ („Die Millionen eines Gehetzten“, 1963), „Cent mille dollars au soleil“ („Hunderttausend Dollar in der Sonne“, 1964) und „La chasse à l’homme“ („Jagd auf Männer“, 1964) an der Seite von Marie Laforêt und Catherine Deneuve. Seinen internationalen Durchbruch feiert Jean-Paul Belmondo in der italienisch-französischen Komödie „L’Homme de Rio“ („Abenteuer in Rio“, 1964). Durch seine Darstellung darin profiliert er sich für die folgenden Jahre als populärer und vielbeschäftigter Actionstar.
1965 kann man Jean-Paul Belmondo im Roadmovie „Pierrot le fou“ sehen, danach spielt er in „Les tribulations d’un Chinois en Chine“ („Die tollen Abenteuer des Monsieur L.“, 1965), in „Paris brûle-t-il?“ („Brennt Paris?“, 1966) neben Jean-Pierre Cassel, Gert Fröbe, Alain Delon, Charles Boyer, Kirk Douglas, Yves Montand, Michel Piccoli, Jean-Louis Trintignant und Orson Welles , in der „James Bond“-Parodie „Casino Royale“ (1967) an der Seite von Ursula Andress, David Niven, Daliah Lavi und Woody Allen, in „Un homme qui me plaît“ („Der Mann, der mir gefällt“, 1969) mit Annie Girardot, in „Le Cerveau“ („Das Superhirn“, 1969) und in „La sirène du Mississipi“ („Das Geheimnis der falschen Braut“, 1969) mit Catherine Deneuve.
Auch in den siebziger und achtziger Jahren agiert Jean-Paul Belmondo in zahlreichen Filmen – hervorzuheben sind „Borsalino“ (1970) mit Alain Delon und Mireille Darc, „Le casse“ („Der Coup“, 1971) neben Omar Sharif, „La Scoumoune“ („Der Mann aus Marseille“, 1972) neben Claudia Cardinale, „L’héritier“ („Das Erbe“, 1972), „Le magnifique“ („Der Teufelskerl“, 1973), „Peur sur la ville“ („Angst über der Stadt“, 1975), „L’Alpagueur“ („Der Greifer“, 1975), „L’Animal“ („Ein irrer Typ“, 1977) und „Le Professionnel“ („Der Profi“, 1981). Für „Itinéraire d’un enfant gâté“ („Der Löwe“, 1988) wird ihm der französische Filmpreis „César“ verliehen.
Seit den späten achtziger Jahren ist Jean-Paul Belmondo nur noch in wenigen qualitätvollen Kinoproduktionen zu sehen – in den neunziger Jahren finden seine Filme in der Regel keinen deutschen Verleih mehr. 1998 wird er für sein Lebenswerk mit einer „Goldenen Kamera“ geehrt. Auch ist er „Ritter der Ehrenlegion“ und Träger des „Ordre national du Mérite et des Art et des Lettres“. In den letzten Jahren tritt Jean-Paul Belmondo fast ausschließlich als Theaterschauspieler auf. Vor der Kamera steht er zuletzt für den Film „Un homme et son chien“ („Ein Mann und sein Hund“, 2008).
Jean-Paul-Belmondo ist zweimal verheiratet – von 1958 bis 1965 mit der Tänzerin Renée „Elodie“ Constant – aus der Ehe gehen die Kinder Patricia, Florence und Paul hervor. Von 1966 bis 1974 lebt er mit der Schauspielerin Ursula Andress zusammen. Die zweite Ehe mit seiner langjährigen Freundin Nathalie dauert von 2002 bis 2008 – gemeinsam haben sie Tochter Stella.