Sie ist die bedeutendste norwegische Charakterdarstellerin der vergangenen Jahrzehnte und erlangt durch Regielegende Ingmar Bergmann zu Weltruhm – mit ihrem variationsreichen Mienenspiel beeindruckt Liv Ullmann in zahlreichen Rollen von Frauen in Krisensituationen, für ihr künstlerisches Schaffen wird sie mit unzähligen Auszeichnungen geehrt
Liv Johanne Ullmann wird am 16. Dezember 1938 in Tokio als Tochter eines in Japan tätigen norwegischen Ingenieurs geboren, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges stirbt. Während des Krieges lebt die Familie in Kanada, danach kehrt sie nach Norwegen zurück. Hier beginnt Liv Ullmann – zunächst in Trondheim und dann in London – eine Schauspielausbildung. Gegen Ende der fünfziger Jahre startet sie eine Bühnenkarriere in Stavanger und schon bald steht sie im Osloer Nationaltheater in Stücken von Brecht, Ibsen und Shaw auf der Bühne.
Bekannt wird Liv Ullmann vor allem als Darstellerin unter dem Regisseur Ingmar Bergman – in seinem Film „Persona“ (1966) feiert sie ihren internationalen Durchbruch. Danach sieht man sie in „Vargtimmen“ („Die Stunde des Wolfs“ (1968) neben Max von Sydow, in „Viskningar och rop“ („Schreie und Flüstern“, 1972) mit Ingrid Thulin, in „Scener ur ett äktenskap“ („Szenen einer Ehe“, 1973), in „Ansikte mot ansikte“ („Von Angesicht zu Angesicht“, 1976), in „Ormens ägg“ („Das Schlangenei“, 1976) an der Seite von Heinz Bennent und Gert Fröbe und im Mutter-Tochter-Drama „Höstsonaten“ („Herbstsonate“, 1980) neben Ingrid Bergman
Auch privat werden Ingmar Bergmann und Liv Ullmann ein Paar – 1966 bekommen sie eine Tochter, die Schriftstellerin Linn Ullmann. Nach fünf Jahren trennen sie sich, arbeiten aber bis zum Tod des Regisseurs weiter zusammen.
Liv Ullmann arbeitet mit zahlreichen renommierten Regisseuren zusammen und übernimmt Rollen in europäischen und amerikanischen Produktionen – so in Alfred Hitchcocks „Torn Curtain“ („Der zerrissene Vorhang“, 1966) neben Paul Newman und Julie Andrews, im schwedischen Auswanderer-Film „Utvandrarna“ („Die Emigranten“, 1971), in „Pope Joan“ („Papst Johanna“, 1972), in „Lost Horizon“ („Der verlorene Horizont“, 1972), in Richard Attenboroughs Kriegsdrama „A Bridge Too Far“ („Die Brücke von Arnheim“, 1977) an der Seite von Dirk Bogarde, Michael Caine, Sean Connery und James Caan, in „La Diagonale du fou“ („Gefährliche Züge“, 1984) neben Michel Piccoli und in „Speriamo che sia femmina“ („Hoffen wir, daß es ein Mädchen wird“, 1986) neben Catherine Deneuve und Philippe Noiret. Überwiegend dreht Liv Ullmann aber in Europa, da sie in Amerika ihre subtile Darstellungskraft nicht so recht entfalten kann.
1982 gibt Liv Ullmann mit „Love“ ihr Regiedebüt und 1993 stellt die Schauspielerin ihren ersten eigenen Film „Sofie“ vor. Zwei Jahre später folgt ein Auftritt im Mittelalter-Epos „Kristin Lavransdatter“ – der aufwendigste und teuerste Streifen, der in Norwegen je gedreht wird.
In den letzten Jahren übernimmt Liv Ullmann nur sporadisch Verpflichtungen für interessante Film- und Fernsehproduktionen – darunter im deutsch-britischen Holocaust-Drama „The Rose Garden“ („Der Rosengarten“, 1989) neben Maximilian Schell und Peter Fonda, im Familiendrama „Saraband“ (2003) – eine letzte Zusammenarbeit mit Ingmar Bergmann – sowie im norwegischen Jugenddrama „I et speil i en gåte“ (2006).
Zahlreiche Auszeichnungen belegen die internationale Anerkennung von Liv Ullmann – die „Amerikanische Kritiker-Gesellschaft“ verleiht ihr 1969, 1970 und 1974 den Titel „Beste Schauspielerin des Jahres“, dreimal wird sie mit dem „New York Film Critics Award“ geehrt, 1979 überreicht man ihr den „David-de-Donatello-Preis“ und 1987 wird sie in Israel mit der Ehrendoktorwürde der Universität Haifa ausgezeichnet. 2004 erhält Liv Ullmann den „Europäischen Filmpreis“ für ihren „herausragenden Beitrag zum Weltkino“.
Privat entwickelt Liv Ullmann während ihrer zahlreichen Auslandsaufenthalte ein starkes politisches Bewusstsein und setzt sich für den Frieden in der Welt und vor allem für Kinder ein – seit 1980 ist sie Sonderbotschafterin von „Unicef“.
Verheiratet ist Liv Ullmann mit dem Psychiater Dr. Hans Jacob Stang und später mit dem Makler Donald Richard Saunders. 1977 veröffentlicht die Schauspielerin ihre autobiografischen Reflexionen „Forandringen“ („Wandlungen“), die sie 1984 mit „Choices“ („Gezeiten“) fortsetzt. 1998 erscheinen ihre „Briefe an mein Enkelkind“, im November 2005 publiziert die sie nach einer schweren Erkrankung gemeinsam Ketil Bjørnstad ihre Autobiographie „Livslinjer“ („Lebenslinien“).