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Mathieu Carrière

Als einer der wenigen deutschen Schauspieler kann man ihn schon in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in zahlreichen französischen Filmproduktionen und amerikanischen Serien sehen – Mathieu Carrière steht mit Stars wie Fanny Ardant, Romy Schneider, Orson Welles und Brigitte Bardot vor der Kamera, wo er häufig sensible und ambivalente Charaktere verkörpert

Mathieu Carrière wird am 2. August 1950 in Hannover als Sohn eines Neurologen und Psychiaters geboren und wächst in Berlin und Lübeck auf. Er besucht das Lübecker Gymnasium Katharineum – im Alter von siebzehn Jahren wechselt er auf ein Jesuiteninternat in Frankreich und ab 1969 studiert er Philosophie in Paris.

Schon während seiner Schulzeit gibt Mathieu Carrière mit dreizehn Jahren in Rolf Thieles Thomas-Mann-Verfilmung „Tonio Kröger“ (1964) in der Titelrolle sein Leinwanddebüt – internationale Bekanntheit erlangt er dann 1966 durch die Hauptrolle der Literaturverfilmung „Der junge Törless“ (1968) nach Robert Musil. Dieser deutsche Beitrag für die „Filmfestspiele in Cannes“ wird zu einem erfolgreichen Regiedebüt für Volker Schlöndorff und mit dem „Max Ophüls-Preis“, dem „Filmband in Gold“ und dem „Kritikerpreis“ beim „Filmfestival in Cannes“ ausgezeichnet.

In den siebziger Jahren ist Mathieu Carrière am Pariser Nationaltheater engagiert. Große Aufmerksamkeit erregt er durch seine Travestie-Auftritte im Pariser Alkazar, bei denen er Hamlet-Monologe und Goebbels-Reden vorträgt. Nebenher übernimmt er Rollen in zahlreichen europäischen Produktionen – er spielt in „La maison des Bories“ („Das Haus der Bories“, 1970) neben Marie Dubois, in der belgischen Romanverfilmung „Malpertius“ („Malpertius – Geisterschloss des Todes“, 1971) mit Jean-Pierre Cassel und Orson Welles, in „L‘ homme au cerveau greffe“ („Der Mann mit dem zweiten Gehirn“, 1972) neben Yves Montand und Simone Signoret, in „Il n’y a pas de fumée sans feu“ („Kein Rauch ohne Feuer“, 1973) neben Annie Girardot, in „Don Juan ou Si Don Juan était une femme…“ („Don Juan 73“, 1973) an der Seite von Brigitte Bardot und Jane Birkin, in „Der Fangschuss“ neben Margarethe von Trotta, in „Bilitis“ (1977), in „La Femme de l’aviateur“ („Die Frau des Fliegers“, 1981), in „Egon Schiele – Exzesse“ (1981) neben Christine Kaufmann und in „La passante du Sans-Souci“ („Die Spaziergängerin von Sans-Souci“, 1981) an der Seite von Romy Schneider, Helmut Griem und Michel Piccoli

Es folgen Filme wie „Benvenuta“ („Das anonyme Bekenntnis“, 1983) an der Seite von Fanny Ardant und Vittorio Gassman, „Die flambierte Frau“ (1983) mit Gudrun Landgrebe, „L’amour en douce“ („Der Filou“, 1985) neben Daniel Auteuil und Emmanuelle Béart, „Flügel und Fesseln“ (1985) mit Hildegard Knef, „Rosamunde“ (1990) mit Mario Adorf, „Malina“ (1990) neben Isabelle Huppert, „Luther“ (2003) an der Seite von Ralph Fiennes, Peter Ustinov und Bruno Ganz und „Du bist nicht allein“ (2007) mit Katharina Thalbach und Axel Prahl

Einem breiteren Fernsehpublikum wird Mathieu Carrière 1978 in der dreizehnteiligen TV-Serie „Ein Mann will nach oben“ nach Hans Falladas Roman bekannt. Er übernimmt zahlreiche Rollen in Fernsehserien, wie in „Freunde fürs Leben“, „Der Bulle von Tölz“ und „Pfarrer Braun“ sowie in den beliebten Krimireihen „Tatort“, „Großstadtrevier“ und „Derrick“. Zuletzt sieht man Mathieu Carrière in dem hervorragenden Doku-Spiel über die Geburtsstunden der ersten deutschen Republik „Der Gewaltfrieden“ (2010) in der Rolle des Außenministers Ulrich von Brockdorff-Rantzau.

Mathieu Carrière gehört zu den prominentesten Kritikern des deutschen Scheidungs- und Sorgerechts. 2005 wird er nach Klage der Kindesmutter zur Zahlung eines Ordnungsgeldes von 5000 Euro verurteilt – er weigert sich, die Summe zu zahlen und sitzt dafür zehn Tage in Ordnungshaft.

Mathieu Carrières 2014 verstorbene Schwester Mareike war ebenfalls als Schauspielerin tätig.