Er zählt zu jenen seltenen Schauspielern, die unterschiedliche Charaktere verkörpern können, ohne sich dabei zu verbiegen – in zahlreichen Rollen stellt er seine enorme Wandlungsfähigkeit unter Beweis. In den fünfzig Jahren seiner Filmkarriere verkörpert Philippe Noiret in mehr als hundertvierzig Rollen mit Intensität, Charme und einer großen Portion Hedonismus Bösewichte, Grand Seigneurs und Dandys. Wie kaum ein anderer Charakterdarsteller seiner Generation prägt er das europäische Kino des zwanzigsten Jahrhunderts nachhaltig
Philippe Noiret kommt am 1. Oktober 1930 im französischen Lille als Sohn eines Textilkaufmanns zur Welt – seine Kindheit verbringt er in Toulouse. Bei den Abiturprüfungen fällt er dreimal durch, schon früh hegt er den Wunsch, Schauspieler zu werden. Nachdem er 1949 in einer Verfilmung des Kurzromans „Gigi“ sein Filmdebüt feiert, besteigt er an der Seite von Schauspielerlegende Gérard Philippe unter der Regie von Roger Blin erstmals die Theaterbühne. Ab 1950 nimmt er am Pariser Centre Dramatique de l’Ouest Schauspielunterricht, danach wird er ins Ensemble des Théâtre national populaire aufgenommen, wo er sieben Jahre bleibt. Nebenher tritt er als Unterhalter und Komödiant in einem Pariser Nachtklub auf.
Bevor Philippe Noiret 1968 durch seine Mitwirkung im Film „Alexandre le bienheureux“ („Alexander, der Lebenskünstler“) landesweite Bekanntheit erlangt, spielt er in „La Pointe Courte“ (1955), in „Zazie“ (1960), in „La vie de château“ („Leben im Schloß“, 1966) neben Catherine Deneuve und in „The Night Of The Generals“ („Die Nacht der Generale“, 1966) an der Seite von Peter O’Toole, Omar Sharif, Juliette Gréco und Christopher Plummer. Danach folgen Filme wie „The Assassination Bureau“ („Mörder GmbH“, 1969) neben Oliver Reed, Diana Rigg, Telly Savalas und Curd Jürgens, „Topaz“ („Topas“, 1969) mit Karin Dor, Michel Piccoli und John Forsythe, „Touche pas à la femme blanche“ („Berühre nicht die weiße Frau“, 1974) neben Marcello Mastroianni und Ugo Tognazzi, „La grande bouffe“ („Das große Fressen“, 1973), „Le Secret“ („Das Netz der tausend Augen“, 1974) mit Jean-Louis Trintignant, „L’Horloger de Saint-Paul“ („Der Uhrmacher von St. Paul“, 1974), „Le Vieux Fusil“ („Das alte Gewehr“, 1975) neben Romy Schneider, „Who Is Killing the Great Chefs of Europe?“ („Die Schlemmer-Orgie“, 1978) mit Jacqueline Bisset und Jean-Pierre Cassel, „Coup de torchon“ („Der Saustall“, 1981) mit Isabelle Huppert und Stéphane Audran, „L’Africain“ („Der Buschpilot“, 1983) neben Catherine Deneuve, „Fort Saganne“ (1984) mit Gérard Depardieu, „Speriamo che sia femmina“ („Hoffen wir, daß es ein Mädchen wird“, 1986) mit Liv Ullmann, „L’Été prochain“ („Die Familienpyramide“, 1985) neben Claudia Cardinale und Fanny Ardant, „La famiglia“ („Die Familie“, 1987) mit Vittorio Gassman, „Gli occhiali d’oro“ („Brille mit Goldrand“, 1987) mit Rupert Everett, „Nuovo Cinema Paradiso“ („Cinema Paradiso“, 1988), „La Fille de d’Artagnan“ („D’Artagnans Tochter“, 1994) und „Il Postino“ („Der Postmann“, 1994). Für den dritten Teil von „Ripoux“ („Die Bestechlichen“) steht Philippe Noiret 2003 ein letztes Mal vor der Filmkamera.
Philipe Noiret liebt das Landleben, Hunde und Pferde über alles, er ist ein Genießer, einer guten Zigarre nie abgetan – die perfekte Verkörperung des Edelmannes und einer kaum noch anzutreffenden Lebensart. Er zählt jahrzehntelang zu den populärsten französischen Charakterdarstellern und genießt im In- und Ausland großes Renommee bei Kritikern und Publikum.
Philippe Noiret stirbt am 23. November 2006 in seinem Haus in Paris an den Folgen eines Krebsleidens. Er hinterlässt seine Frau Monique Chaumette – die er am Theater kennenlernt und mit der er seit 1962 verheiratet ist – und die gemeinsame Tochter Frédérique. Seine letzte Ruhestätte findet er auf dem Pariser Cimetière de Montparnasse.