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Willy Millowitsch

Mit rheinischer Gelassenheit und augenzwinkernden Humor begeistert er weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus jahrzehntelang das Theater- und Fernsehpublikum – Willy Millowitsch ist einer der großen deutschen Volksschauspieler, wie kaum ein anderer prägt das Kölner Urgestein die deutsche Unterhaltung des vergangenen Jahrhunderts

Willy Millowitsch kommt am 8. Januar 1909 in Köln als Sohn des Schauspielers Peter Wilhelm Millowitsch und dessen Frau Käthe zur Welt. Er stammt aus einer alten Kölner Schauspielerfamilie – seine Tante ist die Schauspielerin und Sängerin Cordy Millowitsch – und wird sozusagen auf der Bühne groß. Bereits als Kind interessiert er sich mehr fürs Theater als für die Schule, die er 1922 ohne Abschluss verlässt. Willy Millowitsch über sich selbst: „Gelernt habe ich im Grund nichts, nicht einmal einen Beruf. Aber ich war von Anfang an dabei.“

1940 übernimmt Willy Millowitsch – obwohl er ursprünglich Ingenieur werden möchte – von seinem Vater die Leitung des Millowitsch-Theaters an der Aachener Straße in Köln, das während des Zweiten Weltkrieges durch die Bombenangriffe auf die Rheinstadt schwer beschädigt wird. Nach Kriegsende wird der Spielbetrieb bereits 1945 auf Wunsch des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer wieder aufgenommen – „dat de Leute wieder wat zu lachen haben“. In den folgenden Jahren steht Willy Millowitsch fast täglich mit seiner Schwester Lucy auf der Bühne – die beiden gelten als Idealbesetzung eines temperamentvollen Paares.

Überregionale Bekanntheit erlangt Willy Millowitsch 1953 durch die Fernsehübertragung des Theaterstücks „Der Etappenhase“, in dem er die Hauptrolle spielt. In den nächsten vier Jahrzehnten überträgt das Fernsehen diverse Lustspiele aus dem Millowitsch-Theater, die zu regelrechten „Straßenfegern“ werden. Willy Millowitsch ist an seinem Theater Intendant, Regisseur und Hauptdarsteller und feiert mit seinen Inszenierungen jahrelang große Erfolge.

1968 kann man Willy Millowitsch in einer Gastrolle auf der Hamburger Bühne des Ohnsorg-Theaters an der Seite seiner langjährigen Freundin Heidi Kabel in der Komödie „Die Kartenlegerin“ sehen.

Mit seiner typisch kölschen Mundart gilt Willy Millowitsch als einer der beliebtesten Schauspieler des volkstümlichen Fachs – er wirkt in mehr als sechzig Filmproduktionen mit. Darunter „Gesucht wird Majora“ (1949), „Mönche, Mädchen und Panduren“ (1952), „Der fröhliche Weinberg“ (1952), „Drei Mann auf einem Pferd“ (1957) an der Seite von Walter Giller, Nadja Tiller und Theo Lingen, „Scampalo“ (1957) mit Romy Schneider, „Herzen im Mai“ (1957), „Vater, Mutter und neun Kinder“ (1958) mit Heinz Erhardt und Camilla Spira, „Alle Tage ist kein Sonntag“ (1959) mit Dietmar Schönherr, „Willy, der Privatdetektiv“ (1960), „Die Fledermaus“ (1961) mit Peter Alexander, Marika Rökk, Marianne Koch und Hans Moser, „Robert und Bertram“ (1961) an der Seite von Vico Torriani, Trude Herr, Helen Vita und Hubert von Meyerinck, „Der Hochtourist“ (1961), „Die drei Scheinheiligen“ (1964) mit Harald Juhnke, „Herrliche Zeiten im Spessart“ (1967) mit Liselotte Pulver, Vivi Bach und Hannelore Elsner, „Heubodengeflüster in Oberbayern“ (1967), „Paradies der flotten Sünder“ (1967), „Die Lümmel von der ersten Bank – Zum Teufel mit der Penne“ (1968) neben Peter Alexander und Hannelore Elsner, „Otto ist auf Frauen scharf“ (1968), „Warum hab’ ich bloß zweimal ja gesagt?“ (1969) mit Raffaella Carrà und Edith Hancke, „Die lustigen Vier von der Tankstelle“ (1972) neben Uschi Glas, Gisela Schlüter und Henry Vahl, „Alter Kahn und junge Liebe“ (1973) mit Roy Black, „Unsere Tante ist das Letzte“ (1973) neben Eddie Arent und „Der Geheimnisträger“ (1975) mit Brigitte Mira

Auch in den achtziger Jahren ist Willy Millowitsch in einigen Filmen wie „Die wilden Fünfziger“ (1982) mit Christine Kaufmann, in „Ein dicker Hund“ (1982) sowie in der US-Komödie „National Lampoon’s European Vacation“ („Hilfe, die Amis kommen“, 1985) zu sehen. In den neunziger Jahren erfreut sich die TV-Serie „Kommissar Klefisch“ großer Beliebtheit – in „Klefischs schwerster Fall“ steht Willy Millowitsch 1995 ein letztes Mal vor der Kamera. 1996 gibt er die Leitung des Millowitsch-Theaters an seinen Sohn Peter ab.

Mit Liedern wie „Heut‘ sind wir Blau“, „Schnaps, das war sein letztes Wort“, „Das Herz von Köln“, „Citronella“, „Die Liebe ist vergänglich“ oder „Wir sind alle kleine Sünderlein“ ist Willy Millowitsch auch als Stimmungssänger sehr erfolgreich. Jahrzehntelang gehört er im Rheinland zu den erfolgreichsten Interpreten von Karnevalsliedern.

In einer ersten Ehe ist Willy Millowitsch mit Linny Lüttgen verheiratet, danach ist er von 1946 bis zu seinem Tod mit Gerda Feldhoff verheiratet – gemeinsam haben sie die Kinder Katharina, Peter, Susanne und Mariele.

Im Laufe seines Lebens erhält Willy Millowitsch zahlreiche Ehrungen – darunter den „Bravo-Otto“, den „Telestar“, den „Bambi“, das „Bundesverdienstkreuz 1. Klasse“, die „Goldene Willi-Ostermann-Medaille“, den „Bayerischen Fernsehpreis“ und den „Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten“. 1989 wird er zum Ehrenbürger der Stadt Köln ernannt und bereits zu Lebzeiten errichtet seine Heimatstadt ihm zu Ehren ein Denkmal.

Seinen letzten öffentlichen Auftritt hat Willy Millowitsch 1999 auf der im Fernsehen ausgestrahlten Gala anlässlich seines neunzigsten Geburtstages.

Willy Millowitsch stirbt am 20. September 1999 im Alter von neunzig Jahren im Kölner St.-Elisabeth-Krankenhaus. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung findet im Kölner Dom eine Trauerfeier statt – anschließend wird er auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt.

Der Nachlass von Willy Millowitsch befindet sich in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung Köln.

Seit 2003 wird jährlich die „Willy-Millowitsch-Medaille“ an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die „Kölsche Rede“ verdient machen. 2011 ernennt die Stadt Köln eine Straße nach Willy Millowitsch.