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Hubert von Meyerinck

Der Komödiant erster Klasse gehört in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu den gefragtesten und produktivsten Akteuren des deutschen Kinos – mit Monokel und schnarrender Stimme spielt Hubert von Meyerinck in über zweihundert Filmen vorwiegend humoristische Rollen als distinguierter Würdenträger, skurrile Amtsperson, allürenhafter Adeliger oder verschlagener Hochstapler

Hubert Georg Werner Harald von Meyerinck kommt am 23. August 1896 in Potsdam zur Welt – er ist der Sohn des Hauptmanns und Gutsbesitzers Friedrich von Meyerinck und dessen Ehefrau Caroline. Nach der Scheidung der Eltern wächst er auf dem Familiengut in Posen auf, danach besucht er ein Gymnasium in Bonn-Godesberg. Nach dem Abitur wird er während des Ersten Weltkrieges zum Militärdienst eingezogen, wo er für kurze Zeit als Fahnenjunker dient, jedoch wegen eines Lungenleiden wieder entlassen wird.

Zwischen 1917 und 1918 sammelt Hubert von Meyerinck als Volontär am Berliner Königlichen Schauspielhaus erste Bühnenerfahrungen – danach folgen Engagements an den Hamburger Kammerspielen und in Berlin am Deutschen Theater und am Lessingtheater. Er spielt Figuren wie den „Eingebildeten Kranken“ von Molière, Mackie Messer in Brechts „Die Dreigroschenoper“ oder die Titelrolle in Zuckmayers „Der Hauptmann von Köpenick“. Auch hat er Auftritte in verschiedenen Revuen und Kabaretts – unter anderem 1927 in der Revue „Es liegt was in der Luft“ an der Seite von Marlene Dietrich.

1920 wird Hubert von Meyerinck für den Stummfilm entdeckt – er spielt in „Die Todesmaske“ und in „Adieu Mascotte“ (1929) neben Lilian Harvey. Schnell ist Hubert von Meyerinck auf die Rolle des Adligen oder vornehmen Herrn abonniert – zu Beginn seiner Karriere spielt er häufig ernsthafte Charaktere, später werden diese immer komödiantischer und er wird in Rollen skrupelloser Bonvivants, dämonischer Intriganten und anderer negativer Protagonisten besetzt. Mit tänzerischem Gang, schnoddrigem Tonfall und sarkastischem Lächeln stattet er seine Figuren mit einer Mischung aus nassforscher Albernheit, übertriebener Exaltiertheit und preußischem Untertanengeist aus. Er spielt blasierte Offiziere, weltfremde Adelige, Heiratsschwindler, übermotivierte Wirrköpfe, weibstolle Strohwitwer, alberner Fatzkes und schusselige Finanzbeamte. Häufig betont Hubert von Meyerinck das Feminine seiner Erscheinung, auch bemüht er sich nicht, seine Homosexualität zu verbergen – einmal tanzt er in einem Film im rosa Balletthöschen, dem Hermelin-Cape seiner Mutter und einer blauen Seidenkappe als Kopfbedeckung auf dem Tisch.

Hubert von Meyerinck spielt in Filmen wie „Das Flötenkonzert von Sans-souci“ (1930), „Der Raub der Mona Lisa“ (1931) mit Gustaf Gründgens, „Die verliebte Firma“ (1932), „Wenn die Liebe Mode macht“ (1932), „Der weiße Dämon“ (1932), „Ich und die Kaiserin“ (1933), „Henker, Frauen und Soldaten“ (1935) neben Hans Albers, „Fanny Elssler“ (1937), „Nanu, Sie kennen Korff noch nicht?“ (1938) mit Heinz Rühmann, „Bel Ami“ (1939) an der Seite von Willi Forst, Olga Tschechowa, Hilde Hildebrand und Ilse Werner, „Robert Koch, der Bekämpfer des Todes“ (1939) mit Emil Jannings, „Hallo Janine“ (1939) neben Marika Rökk und Johannes Heesters, „Das Herz der Königin“ (1940) mit Zarah Leander, „Trenck, der Pandur“ (1940) neben Hans Albers, Elisabeth Flickenschildt und Sybille Schmitz, „Der große Schatten“ (1942) mit Heinrich George und Will Quadflieg und „Münchhausen“ (1943) an der Seite von Hans Albers, Käthe Haack und Brigitte Horney.

Nach dem Krieg kann Hubert von Meyerinck seine Karriere ungehindert fortsetzen – man sieht ihn unter anderem in „Die Frauen des Herrn S.“ (1951) an der Seite von Sonja Ziemann, Paul Hörbiger und Walter Giller, in „Fanfaren der Ehe“ (1953) neben Dieter Borsche und Georg Thomalla, in „Liebe, Tanz und 1000 Schlager“ (1955) mit Peter Alexander und Caterina Valente, in „Der Hauptmann von Köpenick“ (1956) mit Heinz Rühmann, in „Der tolle Bomberg“ (1957) an der Seite von Hans Albers, Marion Michael, Harald Juhnke, Gert Fröbe und Camilla Spira, in „Ferien auf Immenhof“ (1957) mit Heidi Brühl, in „Das Wirtshaus im Spessart“ (1958) neben Lilo Pulver, in „Siebenmal in der Woche“ (1957) mit Vico Torriani, in „Das Mädchen Rosemarie“ (1958) an der Seite von Nadja Tiller Gert Fröbe, Mario Adorf, Horst Frank, Hanne Wieder und Helen Vita, in „Ein Mann geht durch die Wand“ (1959) neben Heinz Rühmann, in „The Secret Ways“ („Geheime Wege“, 1961) neben Richard Widmark, Sonja Ziemann und Senta Berger, in „Junge Leute brauchen Liebe“ (1961) neben Cornelia Froboess und Johannes Heesters, in „Freddy und der Millionär“ (1961) an der Seite von Freddy Quinn, Grit Boettcher und Heinz Erhardt, in „Wenn die Musik spielt am Wörthersee“ (1962) neben Vivi Bach, in „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“ (1962) an der Seite von Thomas Fritsch, Margot Hielscher, Daliah Lavi und Karl Schönböck, in „Otto ist auf Frauen scharf“ (1968) mit Dietmar Schönherr und Willy Millowitsch und in „Dr. med. Fabian – Lachen ist die beste Medizin“ (1969) mit Hans-Joachim Kulenkampff und Gisela Uhlen

Unvergessen ist Hubert von Meyerinck als Graf von und zu Droste-Schattenburg in Billy Wilders Ost-West-Satire „One, Two, Three“ („Eins, Zwei, Drei“, 1961) neben James Cagney, Lilo Pulver und Horst Buchholz. Zu seinen letzten Filmerfolgen gehören Auftritte in den Edgar-Wallace-Filmen „Im Banne des Unheimlichen“ (1968), „Der Gorilla von Soho“ (1968) und „Der Mann mit dem Glasauge“ (1968). Zusammen mit Ilja Richter und Peter Alexander bildet Hubert von Meyerinck eine feste Besetzung in den Filmreihen „Wenn die tollen Tanten kommen“ und „Graf Bobby“. Zuletzt sieht man Hubert von Meyerinck in „Nachbarn sind zum Ärgern da“ (1970) und in der Episode „Tod am Steuer“ (1971) aus der Krimiserie „Dem Täter auf der Spur“.

1967 erscheinen die Lebenserinnerungen von Hubert von Meyerinck – in „Meine besten Freundinnen“ plaudert er über prominente Kolleginnen wie Henny Porten, Grethe Weiser, Marlene Dietrich oder Adele Sandrock

1960 und 1961 erhält Hubert von Meyerinck den „Preis der deutschen Filmkritik“ für seine Rollen in „Ein Mann geht durch die Wand“ und „Das Spukschloss im Spessart“. 1967 wird er mit einem „Bambi“ und 1968 mit dem „Filmband in Gold“ für sein langjähriges Wirken im deutschen Film geehrt.

Hubert von Meyerinck stirbt am 13. Mai 1971 im Alter von vierundsiebzig Jahren im Hamburger Bethanien-Krankenhaus in Folge einer Lungenentzündung an Herzversagen. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Schladen bei Goslar. Die Stadt Berlin ehrt den Schauspieler mit dem „Meyerinckplatz“ im Bezirk Charlottenburg.